Mr. Adventure – Teil 2

Joe Pichler hat über 350.000 Kilometer außerhalb von Europa zurückgelegt und Touren mit jedem einzelnen ADVENTURE-Modell von KTM absolviert. Wir haben uns mit dem 58-jährigen Österreicher getroffen, um herauszufinden, was ihn bei seinen Abenteuern antreibt.

Joe Pichler (AUT) 2019 © KTM

Die richtige KTM ADVENTURE
Joe hat mit jedem einzelnen ADVENTURE-Modell von KTM unfassbare Entfernungen zurückgelegt – angefangen bei der originalen KTM 640 ADVENTURE. Laut Joe machen Fortschritt und Entwicklung jede neue Version zum Feind der alten Version. Nach 19.000 Kilometern auf allen möglichen Straßen und Untergründen hat Joe die neue KTM 790 ADVENTURE R aber sehr gut kennengelernt.

„Am besten gefällt mir das Gewicht“, so der Österreicher. „Das Bike wiegt richtig wenig. Mit vollem Tank bringt es ungefähr gleich viel auf die Waage wie eine leere KTM 1090 oder KTM 1190 ADVENTURE! Außerdem sitzt der Kraftstofftank tief unten im Bike, wodurch es sich noch leichter anfühlt. Bei schwierigen Fahrbedingungen ist das ein massiver Vorteil. Jedes Kilo zählt.

Zusammen mit der vielseitigen Elektronik mit mehreren Fahrmodi ist auch der Charakter des Motors – nicht nur die Power, sondern auch der Verbrauch von nur 4-5 Litern auf 100 km – für Joe ein großes Plus der KTM 790 ADVENTURE R.

„Im Sand kannst du die Traktionskontrolle zum Beispiel runterdrehen oder ganz ausschalten. Du kannst den Charakter des Motors verändern. Wenn das Fahren mit Sozius auf einer steinigen Straße zum Beispiel schwierig wird, ist es ratsam, in den Offroad-Modus zu wechseln, in dem der Motor gutmütiger reagiert und einfacher zu fahren ist. Auf schnellen Abschnitten kannst du dann in den Street-Modus schalten und Spaß haben. All das macht das Bike deutlich komfortabler zu fahren.“

Die falsche Zeit
Joe faul zu nennen, wäre unfair. Es ist aber eine Tatsache, dass er sich sehr auf seine Motorräder verlässt und nur die notwendigsten Wartungsaufgaben erledigt. Manchmal nicht einmal das. Bei der KTM 790 ADVENTURE R zögerte er das erste Service mehrere tausend Kilometer hinaus und schmiert nicht einmal die Kette.

„Normalerweise trifft man in diesen abgelegenen Gegenden nicht oft auf einen KTM-Händler! Einmal habe ich das Öl erst nach 23.000 km gewechselt! In Marokko haben die KTM-Mechaniker das Öl und die Kette bei 19.000 km getauscht. Und auch frische Reifen aufgezogen.“

Joe Pichler (AUT) 2019 © KTM

Die richtige Ausrüstung
„Seit meinem zweiten Trip nehme ich keine Ersatzreifen mehr mit. Einen Platten kann ich selbst reparieren und noch nie habe ich einen Reifen so zerstört, dass ich nicht weiterfahren konnte. Außerdem sind Reifen sehr schwer und an fast jedem Ort der Welt einfach zu bekommen. Besonders dann, wenn du schmale Felgen verwendest (Joe benutzt auf seiner KTM 790 ADVENTURE R die schmalen KTM PowerParts-Räder), findest du immer Ersatz. Und selbst wenn das nicht klappt, kannst du dir Reifen irgendwohin schicken lassen. Reifen mitzunehmen ist sinnlos.“

Genau wie Schläuche hat Joe immer eine Ersatzkupplung, Bremshebel und – wegen der unterschiedlichen Kraftstoffqualität auf seinen Reisen – eine zweite Kraftstoffpumpe dabei. Ein zweiter Kupplungsbowdenzug ist bereits vormontiert, sollte der erste reißen – mit ein Grund, warum er einen Bowdenzug einem hydraulischen System vorzieht. Außerdem führt er immer ein paar zusätzliche Kettenglieder mit. Bis heute musste er allerdings noch nie eine Kette reparieren.

Eine gerissene Kette wird dich nicht aufhalten. Die kannst du reparieren“, lächelt Joe„Ein kaputter Kardanantrieb beendet dein Abenteuer aber schnell. Ich habe schon einige kaputte Kardanantriebe am Straßenrand gesehen. Ganz ehrlich: Ich nehme nie Kettenfett mit und warte die Kette 20.000 km lang eigentlich gar nicht. Ich schmiere sie nicht – auf diesem Trip hätte der Sand sie schnell zerstört. Auf kurzen Trips ist es besser, sie zu schmieren, ihr könnt euch aber vorstellen, wie viel ich davon brauchen würde!“

Joe liebt die Vielseitigkeit des serienmäßigen KTM-Werkzeugkits und fügt ihm lediglich ein paar Dinge – wie Montiereisen und einen kleinen Kompressor zum Reifenwechseln – hinzu.

„Ich führe alles mit, was ich für ein kleines Service brauche. Wenn du ein echtes Problem bekommst, das dich dazu zwingt, den Motor zu zerlegen oder etwas ähnlich Verrücktes zu tun, wirst du das ohnehin nicht mitten im Nirgendwo versuchen! Du solltest aber auf jeden Fall Ersatz für die Torx-Schrauben des Bikes mitnehmen – sogar für die ganz großen. In Afrika werden die so gut wie gar nicht verwendet. Ich stelle also sicher, dass ich Ersatz und die passenden Bits dabeihabe.“

Die richtige Bekleidung
In Sachen Bekleidung vertraut Joe auf die Vielseitigkeit der KTM RALLY JACKET & PANTS und das Freiheitsgefühl und das geringe Gewicht des KTM AVIATOR 2.2-Offroad-Helms. Mit seinen Stiefeln – den KTM TECH 10 BOOTS – würde er auch am Start eines MXGP-Rennens eine gute Figur machen.

„Ich treffe viele Adventure-Fahrer, die mit normalen Stiefeln statt Offroad-Stiefeln ausgerüstet sind“, rätselt Joe. „Fast immer sagen sie, dass sie ohnehin nicht schnell fahren würden. Gute Stiefel bieten aber echt guten Schutz. Und wie wir alle wissen, kannst du auch bei niedrigen Geschwindigkeiten einen Unfall haben.“

Abgesehen von seiner Bekleidung zieht es Joe vor, so leicht wie möglich zu reisen, da zusätzliches Gewicht Auswirkungen auf die Federung des Bikes hätte. Auf seine jüngste Tour in Afrika nahm er Folgendes mit:

Fünf Unterhosen
2 Paar Socken
Eine Hose
Eine kurze Hose
Zwei T-Shirts
Einen Sweater
Eine Zahnbürste
Shampoo
Eine Kamera
Einen Laptop
Eine Drohne
Ein Zelt
Einen Schlafsack mit Matratze

Normalerweise ist auch ein Kocher mit dabei, der wurde auf dieser Tour aber nicht gebraucht. Joe erklärt: „In Westafrika sind die Menschen immer am Kochen! Und überall, wo Menschen wohnen, müssen sie essen. Also findest du überall etwas.“

Diese Logik erschließt sich auch uns!

Die richtige Technik
Viele Abenteurer, die richtig weit fahren, meinen, dass man dazu ein Bike mit möglichst wenig Technik braucht – sie lehnen sogar Flüssigkeitskühlung ab. Wie Joe weiter oben erklärt, genießt er die verschiedenen Fahrmodi und die Elektronik der KTM 790 ADVENTURE. Wir fragten ihn, ob er sich darüber Sorgen macht, von diesen Fahrmodi und anderer Technik so abhängig zu sein.

„Das macht mir keine Angst!“, scherzt Joe. „Ich hatte drei luftgekühlte Bikes und ich kann euch sagen: Es macht keinen Spaß, wenn die im Sand heißlaufen! Mit Flüssigkeitskühlung ist das kein Problem. Als ich noch jünger war, habe ich einmal gesagt, dass ich kein Bike mit Elektrostartersystem kaufen würde. Ich habe geglaubt, dass ich mit dem Fahren aufhören würde, wenn ich aufgrund meines Alters ein Bike nicht mehr mit dem Kickstarter anlassen könnte! Dann bekamen die Adventure-Bikes in den späten Achtzigern und frühen Neunzigern Elektrostartersysteme verpasst und heute kannst du keines mehr ohne das kaufen.“

„Wenn Leute draußen auf der Straße Probleme bekommen, sind die normalerweise mechanischer Natur. Wenn die Traktionskontrolle, der Quickshifter oder das ABS ausfällt, kannst du trotzdem noch weiterfahren. Und darauf kommt es an.“

Könntest du es Joe gleichtun? Er lebt sein Hobby und seine Leidenschaft. Er schmiss seinen Job als Ingenieur hin und ist seit vielen Jahren Vollzeit-Abenteurer. Glaubt jetzt aber nicht, dass er und seine Frau Renate auf der faulen Haut liegen – wenn sie nicht gerade unterwegs sind, organisieren sie Touren durch Deutschland, Österreich und die Schweiz, bei denen Joe seine Kunden mit seinen Geschichten unterhält.

Joe Pichler (AUT) 2019 © Joe Pichler

Joe ist humorvoll, charmant und bescheiden. Ein moderner Geschichtenerzähler und eine Inspiration. Folge seiner ADVENTURE und seinen Abenteuern auf www.josef-pichler.at.

Den ersten Teil von Joes Abenteuer verpasst? Klicke hier, um „Mr. Adventure – Teil 1“ zu lesen.

Fotos: KTM | Joe Pichler