Real Adventure #1

Mit ihren Speichenrädern, der verbesserten WP-Federung und ihrer damit wesentlich höheren Geländetauglichkeit verspricht die KTM 1090 ADVENTURE R – das jüngste Mitglied der KTM ADVENTURE-Familie – viel und scheint für die Pfade Südkaliforniens wie gemacht zu sein …

Das perfekte Adventure-Bike? Was bedeutet Abenteuer für dich? Schwer zu sagen, nicht wahr? Für den einen bedeutet es, auf Land- oder Bergstraßen ganze Länder zu durchqueren. Andere wiederum nehmen Kontinentaldurchquerungen auf allen möglichen Straßen in Angriff. Und vielleicht bedeutet es für dich, einfach ins Unbekannte vorzustoßen – mit Hilfe einer GPS-Route, die du selbst zusammengestellt hast – und Trampelpfaden zu folgen, die du eigentlich nur einer Enduro zugetraut hättest. Genau dort schlägt die Stunde der neuen KTM 1090 ADVENTURE R – eines Motorrads, das jede Art von Abenteuer und auch sonst alles mitmacht.

Jon Pearson (GBR) KTM 1090 ADVENTURE R USA 2017

Die ADVENTURE-Reihe von KTM zeichnete sich schon immer mit einer Sportlichkeit aus, die am Adventure-Markt seinesgleichen sucht. Selbst als das Modellaufgebot von 950 auf 990 und später auf 1050, 1190 und 1290 ccm anwuchs, tat sich das R-Modell immer dadurch hervor, dass sie Fahrer anzog, welche der Offroad-Tauglichkeit genauso viel Gewicht beimessen wie den Qualitäten auf der Straße.

Seit das erste ‚R‘-Modell auf den Markt kam, zeichneten sich diese Modelle durch ihre – von Federung, Sitzbank und Reifen gekennzeichnete – Kompromisslosigkeit und ihr einzigartiges Styling aus. Ausgerüstet mit einem Stahl-Gitterrohrrahmen und dem 75°-LC8-V-2, sticht die KTM 1090 ADVENTURE R mit ihren Speichenrädern, einem schmaleren und größeren 21-Zoll-Vorderreifen, Sturzbügeln und 220 mm Federweg aus der Masse heraus.

Bodywork, Schaltung, Ergonomie, Dimensionen und Form kennt man bereits von den 1050- und 1190-Modellen der vergangenen Jahre. Alles kommt einem bekannt vor und verbindet die verschiedenen Familienmitglieder auf natürliche Weise miteinander. Natürlich ist die KTM 1090 ADVENTURE R eine logische Weiterentwicklung der 1050er im ADVENTURE-Aufgebot KTMs. Da es aber nie eine KTM 1050 ADVENTURE R gab, ist die KTM 1090 ADVENTURE R eher mit der KTM 1190 ADVENTURE R zu vergleichen – einem Motorrad, das 150 ccm und 25 PS mehr hat und von der neuen 1090er abgelöst wird. Außerdem wiegt die KTM 1090 ADVENTURE R 3 kg weniger und hat einen wesentlich niedrigeren Kaufpreis.

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Je nachdem, was du von einem Adventure-Bike erwartest, haben die technischen Unterschiede der verschiedenen KTM ADVENTURE-Modelle mehr oder weniger Bedeutung. Solltest du bereits ein Auge auf die KTM 1090 ADVENTURE R geworfen haben, weil du ein Adventure-Bike mit echter Geländegängigkeit suchst, spielst du vielleicht auch mit dem Gedanken, dir eine KTM 1290 SUPER ADVENTURE R anzuschaffen. Sicher, die KTM 1290 SUPER ADVENTURE R ist ein fantastisches Motorrad. Allerdings ist sie viel brutaler und manche Fahrer werden die leichtere und einfacher zu kontrollierende KTM 1090 ADVENTURE R (35 kg leichter) bevorzugen, da sie im Alltag einfacher zu bewegen und im Gelände eher zuhause ist. Obwohl die KTM 1090 ADVENTURE R 150 ccm weniger hat als die KTM 1190 ADVENTURE R, fühlt sie sich – dank einer schwereren Kurbelwelle und einem besseren Ansprechverhalten – fast gleich stark an. Auf der Straße und im Gelände sind die Unterschiede zwischen der KTM 1190 ADVENTURE R und der KTM 1090 ADVENTURE R weniger deutlich als erwartet.

Der LC8-Motor der neuen Generation wurde überarbeitet, um der Euro-4-Norm zu entsprechen. In diesem Fall allerdings nicht erst im Nachhinein. Dieses Mal wurden Motor und Auspuffanlage von Grund auf so entworfen, dass sie den EU-Richtlinien entsprechen – eine Premiere bei KTM. Das Elektronikpaket der KTM 1090 ADVENTURE R mit Ride-by-Wire beinhaltet vier verschiedene Fahrmodi: Sport (volle Leistung), Street, Rain und Offroad. Sowohl Rain als auch Offroad beschränken die Leistung auf 100 PS. Auf den verschiedenen Straßenbelägen in Südkalifornien bieten die 125 PS des Sport-Modus eine große Flexibilität und guten Vortrieb. Im Vergleich zu früheren Modellen fühlt sich die Schaltung straffer und präziser an. Obwohl 125 PS auf der Straße natürlich ein gewaltiges Spaßpotential bieten, können sie abseits davon schnell zu viel werden. Die Leistungsbegrenzung des Offroad-Modus auf 100 PS führt zu einer sanfteren Gasannahme und Dosierbarkeit sowie moderate Drifts (nicht so im Rain-Modus), ohne Speedway-artige Slides (wie im Sport-Modus) zuzulassen. Wenn du im Gelände mit 125 PS umgehen kannst, macht das Fahrwerk gerne mit. Im Offroad-Modus geht es aber zivilisierter zu!

Wie andere ABS-Systeme der Spitzengruppe regelt die Bosch-Einheit an der KTM 1090 ADVENTURE R sowohl auf als auch abseits der Straße hervorragend. Dieses Motorrad besitzt ein Kurven-ABS, aber selbst im Gelände musst du – dank des gewaltigen Vorderradgrips – schon gewaltig in die Eisen steigen, um dieses ABS an seine Grenzen zu bringen. Wenn du mutig genug bist, kannst du im Offroad-Modus das Hinterrad absichtlich blockieren lassen oder das System gänzlich ausschalten. Zusammengenommen stellen die Offroad-ABS-Einstellungen ein Rezept zum Spaßhaben und Driften dar, ohne auf die Sicherheit des Antiblockiersystems verzichten zu müssen.

Die neu entwickelte, vorne wie hinten voll einstellbare Federung von WP gehört zu den besten Features der KTM 1090 ADVENTURE R. Südkalifornische Straßen mit immensem Grip, einspurige, mit Kies und Regen-Abschwemmungen übersäte Bergpfade und viele verschiedene Wege im Gelände – man könnte sich keine besseren Teststrecken für ein Adventure-Bike wünschen. Es ist kein Zufall, dass KTM – in Zusammenarbeit mit dem 4-maligen Baja 1000-Sieger Quinn Cody – hier auch die Federung des Bikes abgestimmt hat. Wir versuchen, Cody nicht aus den Augen zu verlieren, als wir uns auf den besten Pfaden unseren Weg durch die Hügel von San Bernardino bis zur Borrego-Wüste bahnen.

Obwohl technisch weniger fortgeschritten als jene der KTM 1290 SUPER ADVENTURE R, ist die Federung der KTM 1090 ADVENTURE R mit 220 mm Federweg für eine breite Palette an Terrains geeignet. Abseits der Straße fühlt man den deutlichen Fortschritt – man kann härter fahren, als man es erwarten würde. R-Modelle der Vergangenheit funktionierten im Gelände hervorragend, ihre WP-Federungskomponenten aber opferten zugunsten der Geländegängigkeit etwas zu viel von der Straßentauglichkeit, wodurch sie vielen auf der Straße zu hart waren. Dank der neuen WP-Federung gehört dies nun der Vergangenheit an und Fahrer müssen keine Kompromisse mehr eingehen. Anstatt einfach nur zu hart zu sein, lädt die KTM 1090 ADVENTURE R den Fahrer ein, sie auf der Straße wie ein Sportmotorrad und nicht wie einen Tourer zu fahren – ein großer Schritt vorwärts.

Und selbst wenn du die neue KTM 1090 ADVENTURE R niemals abseits der Straße bewegen wirst, sie ist und bleibt ein echtes Adventure-Bike. Kompakter und wendiger als viele Konkurrenzprodukte am Markt und anders als manche sogenannten „Adventure“-Bikes, die nur optisch überzeugen, ist die KTM 1090 ADVENTURE R mit allem ausgerüstet, um abseits der Straße voranzukommen. Während viele Fahrer vor steinigen Bergpfaden zurückschrecken, weil sie sich mit zu viel Gewicht, einer schlechten Federung, zu kleinen Rädern und unzureichendem Grip herumschlagen müssen, ermuntert die KTM 1090 ADVENTURE R ihren Fahrer geradezu, selbst die schlechtesten Wege zu nehmen und erfüllt jede Aufgabe mit Bravour.

Mit einem lebhaften Motor und der neuen Federung, welche sie beinahe in ein Sportmotorrad für alle Terrains verwandelt, ist sie auch auf der Straße für viele Überraschungen gut. Die KTM 1090 ADVENTURE R ist ein echtes Adventure-Bike. Punkt.

Fotos: Adam Boothy