Sam Sunderland: Ein gereifter Racer

Kurz vor der Rallye Dakar 2015 kam der 27-jährige Brite ins Red Bull KTM Rally Factory Racing Team und hat seitdem viele Höhen und Tiefen erlebt, während er sich in der internationalen Elite der Rally-Fahrer etablierte. Mit Einzelerfolgen bei Dakar-Etappen, Siegen bei anderen Events und dem verletzungsbedingten Verzicht auf den Start bei der Dakar 2016, hat Sam in den letzten paar Jahren eine wahre Achterbahn der Gefühle erlebt.

Sam Sunderland (GBR) KTM 450 RALLY 2016

Sam Sunderland (GBR) KTM 450 RALLY 2016

„Dieses Jahr habe ich entschieden, dass mein Hauptaugenmerk auf der Dakar liegt, deshalb habe ich all meine Energie darauf verwendet, mich besser auf diese Herausforderung vorzubereiten. Ich habe schon viel durchgemacht, seit ich mit dem Rally-Sport begonnen habe, aber durch all die guten und schlechten Momente bin ich als Rennfahrer gewachsen. Neben dem Speed, den ich eigentlich schon immer hatte, habe ich nun auch die nötige Reife und weiß, was ich tun muss.“

„Die Dakar ist niemals einfach, aber ich erwarte, dass das Rennen 2017 eine nochmal größere Herausforderung sein wird. Neben der kniffligen Navigation fahren wir eine Woche in einer Höhe von über 3.500 m. Die Bergetappen in Bolivien scheinen für mich der schwierigste Teik der Dakar 2017 zu sein. Mein Ziel ist es, Fehler und Risiken zu vermeiden. Die erste Woche auf einer guten Position zu beenden, ist entscheidend für den Rest der Rally. Es wird nicht leicht, aber ich glaube, ich habe, was es braucht, um die Spitzenpositionen anzugreifen.“

Sam Sunderland (GBR) KTM 450 RALLY Dakar 2017

Sam Sunderland (GBR) KTM 450 RALLY Dakar 2017

„Es ist mein drittes Jahr mit KTM und ich möchte wirklich gut abschneiden, nicht nur für mich, sondern für das ganze Team. 2015 habe ich die Auftaktetappe gewonnen und bin drei Tage später gestürzt. Und letztes Jahr war ich wegen meiner Verletzung, die ich wenige Wochen vor dem Rennen erlitten hatte, nicht mal in der Lage, an den Start zu gehen. Meine Saison in der Cross-Country Rallies Weltmeisterschaft lief gut und ich habe mich großartig gefühlt. 2015 gewann ich die Marokko-Rally und drei Tage später brach ich mir den Oberschenkel bei der Merzouga-Rally. Damals habe ich übermenschliche Anstrengungen unternommen, um für die Dakar fit zu sein, aber leider war der Knochen nicht stark genug.“

„Die Dakar letztes Jahr zu verpassen, war vielleicht der schwerste Rückschlag meiner Karriere, aber am Ende musste ich es akzeptieren. Das Schwierigste an Verletzungen ist, dass man Wochen oder sogar Monate braucht, um dahin zurückzukommen, wo man war. Es war ein herber Rückschlag, der mich aber nur stärker gemacht hat. Mitte Februar 2016 stieg ich wieder auf mein Bike und seitdem arbeite ich sehr hart, um für die Dakar zu 100% fit zu sein.“

Sam Sunderland (GBR) Dakar 2017

Sam Sunderland (GBR) Dakar 2017

Wie die meisten Top-Rallyfahrer nutzte Sunderland die 2016er FIM Cross-Country Rallies Weltmeisterschaft, um sich optimal auf die Dakar vorzubereiten. Im April begann er die Saison mit einem beeindruckenden zweiten Platz bei der Abu Dhabi Desert Challenge und erlebte in der Folge eine herausragende Saison, in der er bis zum letzten Tag der OiLibya-Marokko-Rally im Oktober um die Weltmeisterschaft kämpfte.

„Die Cross-Country Rallies Weltmeisterschaft ist der beste Weg, sich während der Saison mit der Konkurrenz zu messen. Vier Monate nicht Motorrad fahren zu können, zurückzukommen und unmittelbar um die Meisterschaft kämpfen zu können, ist der beste Beweis, dass ich 2016 einen sehr guten Job gemacht habe. Ich begann die Saison mit einem zweiten Platz in Abu Dhabi, siegte in Katar und mit meinem zweiten Platz in Marokko, sicherte ich mir Platz 2 in der Meisterschaft. Es war eine großartige Saison und meine Ergebnisse geben mir Selbstvertrauen für die Dakar.“

„Was viele Leute nicht verstehen, ist, dass der Rally-Sport ein ganzjähriges Engagement erfordert. Es ist das gleiche, als würden wir Motocross oder MotoGP fahren. Wir sind Profis und müssen uns immer weiter verbessern, wenn wir Etappen gewinnen wollen. Das Niveau im Rally-Sport ist in den letzten paar Jahren erheblich gestiegen und wir müssen unser Bestes geben, um an der Spitze zu bleiben.“

Sam Sunderland (GBR), Pablo Quintanilla (CHI) & Toby Price (AUS) OiLibya Rally (MAR) 2016

Sam Sunderland (GBR), Pablo Quintanilla (CHI) & Toby Price (AUS) OiLibya Rally (MAR) 2016

Nach der harten Arbeit und unzähligen Opfern, kam Anfang Januar der Moment der Wahrheit für Sam Sunderland. Bei der 39. Ausgabe der Dakar, die in Paraguay begann und nach einer herausfordernden einwöchigen Tour durch Bolivien in Argentinien endet, will Sam beweisen, dass er mittlerweile ein gereifter und besserer Rennfahrer ist.

„Die Dinge haben sich geändert und ich glaube, ich bin jetzt in der besten Position, um das Maximum für mich herauszuholen. Ich muss mich auf mein Rennen fokussieren und Risiken und Fehler so gut wie möglich vermeiden. Aber der größte Unterschied ist, dass ich gelernt habe zu erkennen, wann ich mich zurückhalten muss. Wenn ich mich in der Vergangenheit in eine schwierige Situation gebracht hatte, habe ich immer gekämpft, um ihr zu entkommen. Jetzt weiß ich, dass ich Dinge, die passieren, akzeptieren und ruhig bleiben muss. Fehler passieren normalerweise genau während dieser Momente der Unsicherheit.

„Nach allem, was ich durchgemacht habe, habe ich gelernt, dass es im Rally-Sport nicht nur ums Jetzt geht, es geht auch immer um die nächsten Tage. Wenn alles gut läuft, werde ich um jede Sekunde und jeden Kilometer kämpfen. Aber wenn es mal nicht so gut läuft, dann muss ich den Kopf einschalten und die Dinge so akzeptieren, wie sie kommen. Die Dakar ist ein zermürbendes Rennen, in dem kleine Fehler so lange akzeptabel sind, so lange sie nicht zu Großen werden. Bei dieser Dakar denke ich von Etappe zu Etappe. Ich weiß, ich muss schnell sein, aber ich weiß auch, dass ich Fehler eliminieren und sicherstellen muss, dass ich am Ende einer jeden Etappe das Ziel erreiche. Wenn nichts Verrücktes passiert, sollte ich in Buenos Aires in einer guten Position sein.“

Sam Sunderland (GBR) KTM 450 RALLY Dakar 2017

Sam Sunderland (GBR) KTM 450 RALLY Dakar 2017

Fotos: KTM