Schwedengold Peter Johansson

Ein vergleichbares Motocross-Kaliber aus Schweden wird wohl so schnell nicht wieder auftauchen. Peter Johansson bestritt von 1986 bis zur Jahrtausendwende insgesamt 180 Grand Prix-Läufe. Er gewann neun GP-Rennen und liess sich als WM-Zweiter und WM-Dritter feiern. Seit dem Rücktritt vom aktiven Sport 2001 ist der inzwischen 46-jährige Johannsson bei KTM Skandinavien für den Verkauf der Bikes aus Mattighofen zuständig. Wir haben uns mit dem freundlichen Sportsmann aus dem hohen Norden unterhalten.

Johansson

 

Wie fühlt es sich an für KTM zu arbeiten, nach rund 15 Jahren als Fahrer und Angestellter?

Peter Johansson: Unverändert sehr gut. Ich erhielt 1999 erstmals eine KTM-Werksmaschine und war dann bis 2001 in der 500er Klasse unterwegs. Ich war damals schon vergleichweise alt. Schließlich hat KTM mir angeboten, für sie hier in Schweden zu arbeiten. Diese Aussicht hat mir getaugt, ich habe mich darauf gefreut. Wir haben dann mit vier Leuten bei KTM Schweden jährlich um 600 Bikes verkauft. Wir waren also relativ klein. Wachstum wurde generiert, als die Zuständigkeiten für Dänemark und Norwegen dazu kamen. Inzwischen liegen die Verkaufszahlen um 3.000 Einheiten. Wir konnten also Fortschritte erzielen.

Ihr Aufgabenbereich bei KTM Skandinavien?

Peter Johansson: Ich bin verantwortlich als Verkaufsleiter für alle drei Länder und rede auch bei den Motorsportaktivitäten ein Wörtchen mit. Ich muss zu allen KTM-Händlern Kontakt halten, dazu kommen Meetings in Sachen Sport, für Motocross, Enduro und Hillclimbs. Es gibt viel zu tun, immer.

Wie war der Übergang vom Profifahrer zum Job? Gab es viel dazu zu lernen oder galt es im Wesentlichen existierende Verträge mit Leben auszufüllen?

Peter Johansson: Gute Beziehungen zum Händler sind im Verkauf immer vorteilhaft. Dass viele mit meinem Namen etwas anzufangen wussten, hat es vereinfacht, das Vertriebsnetz auszubauen und neue, gute Händlern zu gewinnen. Wenn man zur Tür reinkommt und die Leute kennen einen, lässt sich einiges im Business-Prozedere abkürzen. Das gilt bis heute. Ich bin nicht so gut im Umgang mit Computern, aber ich kenne alle Leute in der schwedischen Motorradszene. Es funktioniert ganz gut.

Seither ist keinem Schweden mehr der Durchbruch in der Motocross-WM gelungen. Aber umso schöner, dass der Ruhm von damals nicht völlig verblasst und mitunter noch nützlich ist.

Peter Johansson: Ja, vor allem im Ungang mit neuen Händlern. Zumindest ist man eher geneigt, mir zu glauben, wenn ich zu bestimmten Modellen etwas zu sagen habe. Das ist eben auch ein Vorteil, wenn man schon länger zur Szene gehört.

Wie ist es um den Kontakt zu Mattighofen bestellt? Reisen sie öfters dorthin?

Peter Johansson: Immer wenn ich dort bin, spreche ich auch mit Herrn Pierer.  Im Krisenjahr 2008, als die Welt für uns ziemlich Kopf stand, war ich besonders häufig dort. Derzeit nur wenige Male im Jahr. Manchmal kommt KTM Verkaufsleiter Florian Kecht ja auch noch zu uns. Ich arbeite unverändert gerne bei KTM, weil die Company in der Motorradbranche aktiv und dynamisch zu Werke geht. Gehandelt wird eigentlich auch im Verkauf immer sportlich. KTM will Erfolg haben und gewinnen.

KTM-Händler können den Kunden eine immer breitere Modellpalette anbieten. Wirkt sich dieser Aspekt bei den Verkäufen aus?

Peter Johansson: Zweifellos. Im Offroad-Bereich haben wir schon die Nase vorne. Bei den Enduros beträgt unser Marktanteil 84 %, zusammen mit Husaberg. Ähnlich positiv sieht es im Motocross aus. Auf Asphalt haben wir klein angefangen, aber seit 2012 ist KTM die Nummer Drei hinter Honda und Yamaha. Wir behaupten uns also vor BMW, Harley, Kawasaki und Suzuki, womit wir sehr glücklich sind. Entzückt sind vor allem die KTM-Händler, die Straßenmodelle verkaufen, weil sie stets moderne, schicke und coole Bikes, die zudem ordentlich motorisiert sind, anbieten können.

Zieht es Sie selbst noch in den Sattel?

Peter Johansson: Ein bißchen Enduro fahre ich noch. Ich sitze aber zu wenig im Sattel, und ohne permanentes Training droht man irgendwann einzurosten. Letztes Jahr habe ich erstmals an meinen Fähigkeiten gezweifelt. Auf der Straße ist es anders, da bin ich gerne mit einer 1190 Adventure unterwegs, wenn das Wetter mitspielt, gehe ich damit auch auf Händlertour. Das kommt immer gut an, wenn man auch als Sales-Manager noch selbst in Motorradsattel unterwegs ist.

Schweden sollte zum Motorradfahrern gut taugen, bei all den schönen Strassen und wenig Verkehr?

Peter Johansson: Selbst im weltweiten Vergleich kann Schweden sich sehen lassen. Ich würde sogar sagen, wir haben mit die besten Straßen überhaupt. Und der Verkehr hält sich in Grenzen. Zum Motorradfahren ist Schweden ideal.

Photo von Max Zanzani