Switchcraft: Für jede Stimmung der richtige Fahrmodus

Der KTM BLOG macht sich auf, um mehr über die Vielzahl elektronischer Fahrhilfen an der neuen KTM 690 SMC R und KTM 690 ENDURO R zu erfahren – so etwa die neuen Fahrmodi, die ganz einfach auf Knopfdruck aktiviert werden können.

KTM 690 SMC R & KTM 690 ENDURO R MY2019 © Sebas Romero

Eine völlig verrückte Supermoto und eine Langstrecken-Enduro: Beide bieten hohe Performance, einen großvolumigen 1-Zylinder-Motor, beide sind Hardcore und für den Straßenverkehr zugelassen. Diese Eigenschaften findet man am Motorradmarkt nicht alle Tage und verlangen nach Käufern mit einer ganz bestimmten Persönlichkeit. Und für solche Persönlichkeiten baut KTM ganz besonders gerne Motorräder.

Solche einzigartigen Maschinen zu bauen und sich dabei an all die verschiedenen Bestimmungen zu halten, ist nicht einfach. Im Fall der neuen KTM 690 SMC R und KTM 690 ENDURO R wurden beide Modelle aber nicht einfach nur überarbeitet, um den Regeln zu entsprechen. Stattdessen wurden viele neue Features speziell für diese Bikes entwickelt.

Eine breite Palette an elektronischen Systemen ist serienmäßig an Bord – Kurven-ABS, schräglagenabhängig regelnde Traktionskontrolle, Quickshifter+ und zwei verschiedene Fahrmodi, die über einen am Lenker montierten Schalter ganz einfach aktiviert werden können. Die Vorgängerversionen dieser beiden Bikes hatten ABS und einen einzelnen Schalter unter der Sitzbank mit drei wählbaren Motor-Mappings (Comfort, Street und Sport) und einem zusätzlichen „Bad Fuel“-Mapping. Diese Optionen waren zwar nützlich, konnten aber nicht während der Fahrt ausgewählt werden …

ABS ist in Europa seit 2016 (aus gutem Grund) bei allen Motorrädern ab 125ccm Pflicht. KTM nahm diese Gelegenheit zum Anlass, diesen Bikes auch Kurven-ABS zu verpassen, welches dem Fahrer erlaubt, sich in der Kurve eine Linie auszusuchen und die ganze Kraft der Bremsanlage zu verwenden, wenn etwas Unerwartetes passieren sollte. Man sollte sich zwar nicht in jeder Kurve auf dieses System verlassen, aber seine reine Verfügbarkeit gibt dem Fahrer ein beruhigendes Gefühl. Mit Hilfe eines Dongles aus den KTM PowerParts sind auch Supermoto- und Offroad-ABS verfügbar, womit das Hinterrad blockiert und die Anti-Roll-Funktion deaktiviert werden kann. Das ABS kann außerdem komplett abgeschaltet werden, wenn der Fahrer das wünscht …

Der Quickshifter+ ist ganz auf Performance ausgerichtet, trägt entscheidend zum Fahrkomfort bei, spart Zeit und Denkarbeit sowie Energie – sowohl bei Vollgas-Fahrten als auch bei gemütlichem Pendeln. Und wie war das nochmal mit der Traktionskontrolle? Braucht man die wirklich bei einem 1-Zylinder?

KTM LC4 MY2019 © Sebas Romero

In Sachen Power bedienen sich diese beiden Motorräder der noch einmal erhöhten Leistung der jüngsten Generation des LC4-Motors. Mit 74 PS besitzen beide den stärksten in Serie produzierten 1-Zylinder-Motor der Welt. Er stemmt beeindruckende Werte auf die Kurbelwelle, spielt aber natürlich nicht in derselben Liga wie MotoGPTM-Bikes oder die KTM 1290 SUPER DUKE R. Dennoch besitzen die 690er einen ordentlichen Punch – 73,5 Nm Drehmoment machen‘s möglich. Damit produzieren sie lediglich 10 Nm weniger als ein Sportmotorrad mit 1000ccm Hubraum, wiegen aber mindestens ein Viertel weniger. Bei den richtigen Bedingungen bedeutet das einen Mordsspaß – auf geflicktem Asphalt oder in tiefem Schlamm aber eher weniger …

„Wenn es um elektronische Systeme geht, verfolgt KTM seit jeher denselben Ansatz: Damit zur Performance des Bikes beizutragen und die Sicherheit zu erhöhen, ohne das Fahrerlebnis zu verwässern“, so KTM Product Manager Adriaan Sinke, beim Media Launch der beiden Bikes in Portugal im Februar. „Die Fahrmodi erlauben dem Fahrer, in allen Situationen und bei allen Bedingungen das Beste aus der KTM 690 SMC R und der KTM 690 ENDURO R herauszuholen.“

Genauso ist es. Die Jungs aus Mattighofen haben entschieden, die KTM 690 SMC R und die KTM 690 ENDURO R mit der schräglagenabhängig regelnden Motorrad-Traktionskontrolle MTC auszurüsten. Zusätzlich dazu lässt sich die Traktionskontrolle, die Anti-Wheelie-Funktion und die Gasannahme über einen neuen Schalter links am Lenker mittels zweier Fahrmodi an die Stimmung des Fahrers, sein Fahrkönnen und die Bedingungen anpassen.

Das Layout des Schalters ist unkompliziert und so designt, dass er während der Fahrt auch mit Handschuhen bedient werden kann. Der unten angebrachte ‚Map‘-Schalter ermöglicht das Auswählen der beiden Fahrmodi, die – einmal aktiviert – in verschiedenen Farben beleuchtet werden: Weiß für ‚1‘ und Grün für ‚2‘. Der jeweilige Modus kann jederzeit angewählt werden und wird aktiviert, wenn der Fahrer innerhalb von fünf Sekunden das Gas zumacht. Diese Fünf-Sekunden-Frist und das Zumachen des Gasdrehgriffs sind Sicherheitsvorkehrungen gegen unabsichtliches Aktivieren.

Oben befindet sich ein ‚TC‘-Schalter und eine orangefarbene TC-LED, welche blinkt, wenn das System einen Drift erkennt und darauf reagiert. Wenn man den Schalter 5 Sekunden lang gedrückt hält, wird die Traktionskontrolle komplett deaktiviert und die LED leuchtet permanent.

Switch cube KTM LC4 MY2019 © Sebas Romero

Welche Modi sind nun verfügbar?

KTM 690 SMC R
Modus 1: Der „Street“-Modus bietet eine sportliche Gasannahme mit schräglagenabhängig regelnder Motorrad-Traktionskontrolle MTC, mit der Hinterradschlupf und Wheelies für optimale Performance auf der Straße unterbunden werden.
Modus 2: Im „Sport“-Modus ist die Gasannahme aggressiver und die Schräglagen-Sensoren arbeiten nach wie vor, die Traktionskontrolle ist aber weniger sensibel und ermöglicht Drifts und das Lenken mit dem Hinterrad, was für den Einsatz auf der Rennstrecke oder extrem sportliche Fahrten auf der Straße gedacht ist.

KTM 690 ENDURO R
Modus 1: Der „Street“-Modus bietet eine sportliche Gasannahme mit schräglagenabhängig regelnder Motorrad-Traktionskontrolle MTC, mit der Hinterradschlupf und Wheelies für optimale Performance auf der Straße unterbunden werden.
Modus 2: Im „Offroad“-Modus spricht das Gas aggressiver an und die Offroad-Traktionskontrolle ist aktiviert. Das erlaubt Hinterradschlupf sowie Wheelies, um das Vorderrad über Hindernisse zu heben, ohne die Performance zu beeinträchtigen.

KTM 690 SMC R & KTM 690 ENDURO R MY2019 © Sebas Romero

Um zu verstehen, wie viel Mühe und Entwicklungsarbeit in diese neuen Fahrmodi geflossen sind, muss man sich nur vor Augen führen, dass dieser kleine Regler der erste CAN-Bus-Schalter von KTM ist. Seine Entwicklung dauerte fast 2 Jahre und erforderte die Mitarbeit vieler Kräfte aus der F&E-Abteilung von KTM, die für diese neuen Bikes verantwortlich sind. Wir haben uns zwei dieser Verantwortlichen geschnappt, um ihnen ein paar Fragen zu stellen.

Thomas Nussbaumer, KTM F&E-Team Leader Electronic Sensors/Actuators: „Als wir mit der Arbeit an diesen neuen 690ern anfingen, fragten wir uns, wie viele Modi wohl notwendig wären. Und welche Optionen wir hatten, um diese Modi während der Fahrt umzuschalten. Die Herausforderung bestand darin, eine Harmonie zwischen den beiden Modi herzustellen, diese in den Schalter zu integrieren und dem Fahrer zu erlauben, sie während der Fahrt umzuschalten, ohne einen Gedanken darauf zu verschwenden. Kurz gesagt: Wir wollten es so unkompliziert wie möglich machen.“

„Zum ersten Mal kommuniziert ein KTM-Mode-Switch über einen CAN-Bus mit dem Motorsteuergerät und dem ABS-Steuergerät. Er bezieht seine Daten von den Radgeschwindigkeits-Sensoren und dem Schräglagensensor (5D/6D-Sensor) und das Motormanagement bekommt seine Daten – wie etwa das angeforderte Drehmoment – vom Ride-by-Wire-System und richtet sich nach dem jeweils gewählten Mapping. Bei den alten Versionen dieser Bikes konnte man das nicht während der Fahrt machen. Mit diesem Schalter waren wir in der Lage, die Architektur so zu entwerfen, dass der Fahrer während der Fahrt umschalten kann – sogar in Verbindung mit der Anti-Wheelie-Funktion.“

Daniel Esterbauer, KTM R&D Electronic Sensors/Actuators, fügt hinzu: „Unsere beiden Fahrmodi sind perfekt. Bei der SMC R mussten wir uns etwa auf zwei verschiedene Stufen des Fahrkönnens konzentrieren: Fahrer, die auf der Straße unterwegs sind und weniger Rennstrecken-Erfahrung oder -Ambitionen haben und Profi-Fahrer, die viel Zeit auf Rundkursen verbringen. Wir mussten also einen Weg finden, beide Gruppen glücklich zu machen. Hier bieten der Street- und Sport-Modus mit ihrer Gasannahme und dem Ansprechverhalten der Traktionskontrolle Fahrspaß, Selbstvertrauen und Sicherheit.“

„Wir wollten verhindern, dass Profis auf dem Bike sitzen und als Allererstes fragen, wie man die Traktionskontrolle deaktiviert. Für die besten Fahrer muss das System besser als Ok funktionieren und ihnen das Gefühl vermitteln, dass sie davon nicht eingeschränkt werden. Die Modi können aber auch dazu verwendet werden, das Bike an das Terrain und die Wetterbedingungen anzupassen.“

Wie fühlen sich die Modi in der Praxis an? Tom Booth-Amos ist ein Moto3-Fahrer im CIP Green Power KTM Team und zweifacher britischer Supermoto-Meister. Er wurde zum Launch eingeladen und konnte die Modi auf der sehr nassen Strecke Kartódromo Internacional do Algarve testen. In diesem 360-Grad-Onboard-Video siehst du, wie die Bedingungen waren und wie viel Spaß er hatte.

„Ich bin noch nie vorher eine KTM 690 SMC R mit Traktionskontrolle gefahren, muss aber zugeben, dass das System fantastisch funktioniert“, sagte Tom. „Wir waren im Regen mit straßenzugelassenen Reifen unterwegs und die Lampe am Schalter blinkte auf, als die Traktionskontrolle eingriff. Der Eingriff war aber extrem sanft. Ohne die Traktionskontrolle hätte ich wohl mit einem traurigen Gesicht am Rand der Strecke gestanden. Stattdessen – und mit eingeschaltetem Supermoto-ABS – konnte ich das Bike selbst bei diesen Bedingungen hart fahren und ordentlich driften.“

Tom Booth-Amos (GBR) KTM 690 SMC R MY2019 © Sebas Romero

Was die KTM 690 ENDURO R betrifft, fuhr ein sehr erfahrener, schneller Enduro-Rennfahrer und KTM-Mitarbeiter (er soll ungenannt bleiben) einen ganzen Tag lang im Schlamm und Sand herum, um die Offroad-Strecke für die Presse abzustecken. Dabei dachte er, er hätte die Traktionskontrolle deaktiviert. Tatsächlich blieb sie die ganze Zeit aktiv und als ihm das mitgeteilt wurde, war er überrascht, dass er das den ganzen Tag lang nicht mitbekommen hatte. Wenn das nicht beeindruckend ist, was dann? Das war ihm etwas peinlich …

KTM 690 ENDURO R MY2019 © Sebas Romero

Brauchen die Fahrer dieser Bikes diese Features nun wirklich? Die Motorradwelt kam lange Zeit auch ohne sie aus, das ist mal klar. Wenn ein Fahrmodus aber mit einem Gehirn zusammenspielt, das denken und innerhalb von Millisekunden Entscheidungen treffen kann, kann der Fahrer bei allen Bedingungen das Maximum aus seinem Bike herausholen, dabei Spaß haben und völlig sicher unterwegs sein. Ist das nicht einen Umstieg wert?

Gehe auf www.ktm.com oder schau bei deinem nächstgelegenen KTM-Händler vorbei, um mehr über die vielen Features der KTM 690 SMC R und der KTM 690 ENDURO R herauszufinden.

Fotos: Sebas Romero
Video: Fabbegghy Studio