#TBT: Zweites Klassik-Enduro Treffen in Mühlen

Nur wenige Tage vor dem Launch der KTM 2015er EXC-Modellpalette im rumänischen Sibiu gab es im österreichischen Mühlen eine Präsentation der ganz anderen Art. In der Steiermark traf sich die europäische Klassik-Elite, um mit ihren historischen Geländemaschinen auf geschichtsträchtigen Trails um Punkte und Platzierungen zu kämpfen. Und natürlich ging auch hier kein Weg an den vielen damals noch nicht orangen KTMs vorbei, wenn man aufs Stockerl wollte.

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Parc Fermé

Ein strahlender Alfred Steinwidder, Obmann der Enduro-Senioren Austria und Organisationsleiter, konnte über 140 Enduristen aus acht Ländern begrüßen. Nach der Premierenveranstaltung im vergangenen Jahr hatte sich schnell herumgesprochen, dass es in Mühlen eine mit viel Herzblut organisierte Veranstaltung gibt. Geboten wird eine anspruchsvolle Strecke vom Feinsten, auf der vor fast 40 Jahren eine Etappe der 51. Sechstagefahrt stattfand.

Kein Wunder also, dass der „Alten Garde” kein Weg zu weit war, um diesmal mit dabei zu sein. Jaap Lanting, der niederländische Six Days-Veteran, 1973 schon in Dalton/Massachusetts auf einer 175er KTM im holländischen Silbervasen-Team am Start, nahm gerne die über 1.100 Kilometer lange Anfahrt in Kauf, um die beiden 50 Kilometer langen Runden in den für den Flachländer ungewohnt hohen Bergen zu drehen.

Neben Fahrern aus der Schweiz, Italien, Frankreich und Belgien war ein halbes Dutzend englischer Enduristen von der Insel gekommen. Mit über 60 Teilnehmern stellten die deutschen Oldtimerfreunde das stärkste Kontingent noch vor den Österreichern mit dem amtierenden Staatsmeister Bernhard Walzer.

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Bernhard Walzer (AUT), 2nd Youngtimer 250 cm³

Isny, Zschopau, Bergamo oder Brioude – diese Namen lassen das Herz der Endurofreunde höher schlagen. In einer Zeit, als der heutige Endurosport noch „Geländesport” oder „Wertungsprüfungsfahrt” hieß, waren diese Orte Hochburgen des Offroadsports. Kein Wunder eigentlich, dass dort vor über 20 Jahren auch die ersten Veranstaltungen für die historischen Stollenrösser organisiert wurden. Felder von 300 Startern sind heute keine Seltenheit mehr.

Das Reglement ist einfach und überschaubar. Zugelassen für die Oldtimerklassen sind luftgekühlte, trommelgebremste „Twin Shock”-Motorräder, dazu gibt es eine Youngtimerklasse, in der auch moderne Technik zugelassen ist. Die Youngtimer unterscheiden sich konzeptionell nicht von einer modernen Enduro. Upside-down-Gabeln, Wasserkühlung und Monoshock-Federungen sind erlaubt. Um für mehr Gerechtigkeit innerhalb der unterschiedlichen Gruppen zu sorgen, gibt es den „Altersbonus”, eine altersabhängige Zeitgutschrift für Fahrer und Maschine. Natürlich darf eine Strecke auch anspruchsvoll sein, aber die Veranstalter verlieren nie aus den Augen, dass es die Ersatzteile für die stollenbereiften Raritäten nicht mehr im Laden zu kaufen gibt.

Nach der technischen Abnahme wurden die Motorräder in den Parc Fermé geschoben. Eine solche Ansammlung von Geländeoldies gibt es nicht einmal im Museum zu bestaunen. Viele der Hersteller existieren nicht mehr, KTM gehört zu den wenigen Marken, die bis heute Wettbewerbsmaschinen anbieten.

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Heinz Föger (AUT), 3rd 250 cm³, 1980

08:50 Uhr: Der Streckensprecher fordert die ersten Fahrer auf, ihre Motorräder aus dem Parc Fermé zu holen und innerhalb von zehn Minuten auf der Startlinie zu stehen. Zwei Fahrer pro Minute gehen gemeinsam auf die Reise. Vor ihnen liegt eine 50 Kilometer lange Runde über Schotterwege, aber auch durch unwegsames Gelände. Wer nach einer Runde meint, dass es für ihn reicht, darf sich die zweite Runde ersparen, ohne gleich aus der Wertung genommen zu werden. Die „Ein-Runden-Fahrer” werden dann in einer separaten Klasse gelistet. Das ist „vintage friendly” – Kompliment an den Veranstalter für diese oldtimerfreundliche Idee.

Erstes Etappenziel ist die 1600 Meter hoch gelegene Tonnerhütte. Vorher aber gilt es einige anspruchsvolle Auffahrten zu überwinden. Die erste Sonderprüfung gibt es noch vor der Zeitkontrolle. Eine mit Wurzeln und Steinen gespickte steile Auffahrt ist als „non stop”-Sektion zu bewältigen. Die ausreichend bemessene Zeitvorgabe für die erste Etappe erlaubt es den Fahrern, vor der ZK einen Schluck zu trinken und die Maschine zu checken, bevor es weitergeht.

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Karl Vollmann (AUT), Enduro-Senioren Austria, GS 250/1977

Das Highlight der Veranstaltung sollte aber erst am Nachmittag kommen. Nach der Zielankunft wurden die Fahrer im Einzelstart auf die Abschlussprüfung geschickt. Der Langsamste aus den bisherigen Prüfungen startete als erster auf den Wiesenhang, danach kamen die schnelleren Fahrer. Die drei schnellsten in den jeweiligen Klassen durften aufs „Leader’s Board”. So war bei den zahlreichen Zuschauern Spannung bis zum letzten Fahrer garantiert.

Zu den Stammgästen auf dem „Leader’s Board” gehörten natürlich die KTM Fahrer. 25 KTMs waren in acht Klassen angetreten – bei der Siegerehrung durften sich vier KTM Piloten als Klassensieger feiern lassen, drei weitere KTM Fahrer auf dem Podium bewiesen, dass die KTM Oldies auch heute noch schnell und zuverlässig sind.

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Uwe Schmidtmeier (D), Penton Jackpiner 175 1973

Fotos: Leo Keller