THE BRAVE BIKER: WIE EIN FINANZBERATER SEIN LEBEN UMKRÄMPELTE UND ZU EINEM GLOBALEN MOTORRAD-ABENTEURER WURDE

Viele Reisende und Motorradfahrer belasten ihre Brieftaschen ebenso sehr wie ihre fahrbaren Untersätze. Johnny Nice aber hat sich bewusst ein Leben in der Wildnis ausgesucht. Wir haben ihn gefragt, wie – und warum – er sich für das Abenteuer entschieden hat …

Johnny Nice mit seiner brandneuen KTM 1290 SUPER ADVENTURE S am Comer See (Italien)
PC @MCampelli

Johnny Nice hat eine mächtige Stimme. Wir unterhalten uns am Telefon, nachdem der 51-Jährige gerade von einem ganzen Tag des Enduro-Fahrens zurückgekehrt ist. „Durchschnittlich verbringe ich 7 bis 8 Monate im Jahr auf der Straße“, dringt es donnernd durch die Leitung. Johnny ist ein Selfmademan, dessen beneidenswerter Lebensstil ganz auf Zweiräder zugeschnitten ist.

In beinahe einem Jahrzehnt hat er 72 Länder in Europa, Nord- und Südamerika, dem Nahen Osten und Nordafrika besucht und sich dabei auf die Dienste der KTM 1290 SUPER ADVENTURE S und R verlassen. Dank seiner Liebe zum Enduro-Sport ist Nice so etwas wie ein ‚Orangeblütiger‘ und seine Unternehmungen stehen sinnbildlich für die Philosophie der SUPER ADVENTURE und die Möglichkeiten, die dieses Bike seinem Fahrer eröffnet.

Kurze Fahrpause in der Wüste der Provinz Jujuy, Argentinien
PC @JNice

Es wäre zu einfach, den Italo-Israeli als ‚reichen Typen mit Motorrad und Reisepass‘ abzutun. Stattdessen macht Nice den Eindruck eines Mannes, dessen Einstellung mit „Empowerment“ zu tun hat: sich sein Leben so einzurichten, dass man tun kann, was man wirklich tun will. Für ihn bedeutet das, im Sattel einer KTM zu sitzen und Grenzen zu ignorieren.

Mit 41 entschied sich Johnny Anteile seiner Firma zu verkaufen und auf Reisen zu gehen. Auf diesem Bild erholt er sich nach einem langen Tag in der Wüste im Süden Argentiniens.
PC @JNice

Wie also hat er sich seine Adventure-Bike-Philosophie angeeignet?

Mein Leben war auch vorher schon recht abenteuerlich! Ich war ein Skilehrer, hatte aber viele Probleme und einmal zogen die Behörden sogar mein Auto aus dem Verkehr. Mit 28 lebte ich im Keller des Hauses eines Freundes und schlief auf einem Sofa. Ich war erst kurz zuvor aus den USA zurückgekehrt, wo ich an der Universität in New York Finanzen und Betriebswirtschaftslehre studiert hatte. Einmal betrachtete ich mich selbst im Spiegel und sagte mir: ‚Ich hasse diesen Typ‘. Ich wusste, dass sich etwas ändern musste. Ich umgab mich mit anderen Menschen und begann, viel zu lesen. Einige meiner Geschäftsideen floppten und ich entschied, noch eine auf dem Finanzsektor auszuprobieren. Mit 33 war ich ‚finanziell unabhängig‘. Dann zog ich nach London. Mein Unternehmen wuchs und mit 41 verkaufte ich Anteile davon und investierte in Immobilien, Start-ups und solche Sachen. Dank dessen konnte ich anfangen, zu reisen.

“5-Sterne Hotel” in Partaca (Chile) inklusive Parkplatz für die KTM 1290 SUPER ADVENTURE S
PC @JNice

Wenn man sich deine Blogs oder deine Instagram-Seite ansieht, könnte man sich fragen: ‚Wie schafft dieser Typ es, einfach auf sein Bike zu steigen und irgendwohin zu fahren?‘. Nicht nur vom finanziellen Aspekt her, sondern auch im Hinblick auf deine Einstellung …

Ich glaube, dass Menschen vieles in ihrem Leben tun wollen, aber die meisten ihrer Ziele bleiben für immer Träume. Sie träumen davon, ihr Leben eines Tages umzukrempeln, aber dieser Tag kommt nie. Der erste Schritt ist der schwierigste. Zu realisieren, dass Träume einfacher zu erreichen sind, als man glaubt, und sich um Probleme dann zu kümmern, wenn sie auftauchen. Einfach seine sieben Sachen zu packen, das Bike anzulassen und loszufahren.

Johnny Nice lebt seinen Traum – hier am Strand im Norden von Chile mit seiner liebsten Begleiterin, seiner KTM 1290 SUPER ADVENTURE S
PC @JNice

Du hast schon viele tausend Kilometer hinter dich gebracht. Warum fährst du weiter?

Ich liebe es, neue Menschen zu treffen und neue Kulturen und Sprachen kennenzulernen. Ich bin ein neugieriger Mensch. Ich glaube, dass das Leben jeden Tag neue Abenteuer bringt. Außerdem habe ich eine Wunschliste! Die habe ich vor 20 Jahren geschrieben. Sie hat 100 Punkte und im Laufe der Jahre habe ich einige streichen können. Andere treffen heute nicht mehr zu und so habe ich die Liste geändert. Wenn du etwas tust, was du liebst, wird dir nie langweilig. Ich bin seit fast 10 Jahren unterwegs.

Johnny träumte bereits als Jugendlicher davon, mit dem Motorrad zu reisen.
PC @MCampelli

Wie bist du zu Motorräder gekommen?

Ich habe schon als Kind Bekanntschaft mit Motorrädern geschlossen. Tatsächlich bat meine Mutter jemanden, mein Bike in zwei Stücke zu schneiden, als ich 14 oder 15 war – so kaputt waren meine Knie und andere Teile meines Körpers! Bereits in jungen Jahren träumte ich davon, mit dem Motorrad zu reisen.

Welche Art Motorrad hast du am liebsten?

Enduros und Adventure-Bikes waren schon immer meine Lieblings-Motorräder. Die sind für meine Fahrten am besten geeignet. Ich würde sagen, dass ich die Hälfte meiner Zeit abseits der Straße verbringe. Asphalt-Straßen sind nur Verbindungsetappen zur nächsten Offroad-Sektion. Genau deshalb fahre ich KTM. Ich habe hunderttausende Kilometer abgespult und hatte noch nie ein Problem. Nie. Mein Bike hat Routen bewältigt, die man so einem schweren Motorrad nicht zutrauen würde – so etwa Berghänge in Chile oder die Wildnis Perus. Ich fahre KTM, weil ich Plätze besuchen will, von denen andere nicht einmal zu träumen wagen.

Durch den Süden Marokkos auf seiner KTM 1290 SUPER ADVENTURE R
PC @JNice

Die KTM 1290 SUPER ADVENTURE-Modelle haben den Nimbus des ‚Grenzenlosen‘. Haben sie dich mit ihren Fähigkeiten jemals überrascht?

Ja! Ich habe damit Plätze in Bolivien, Peru und dem Süden Argentiniens erreicht. Patagonien. In diesen Gegenden stürzte ich und fiel unzählige Male um. Ich arbeitete mich durch Passagen, in denen andere 300er- und 250er-Enduros verwendeten. Manchmal schien es unmöglich, weiterzukommen, dank meiner KTM habe ich es aber dennoch herausgeschafft. Das wäre mit keinem anderen Bike möglich gewesen.

Egal ob Sand, Schotter oder Schnee – dank der KTM 1290 SUPER ADVENTURE-Modelle kennt Johnny keine Grenzen
PC @JNice

Wenn man dir folgt, sieht man die Fotos, die Sonne und die Idylle. Hinter deinem Lebensstil müssen aber viel Verwaltungsaufwand, Wartezeit, Transportzeit und Organisationsarbeit stecken …

Natürlich. Man meint vielleicht, ich würde den ganzen Tag fahren und unter meinem Helm die Sonne anlächeln. So ist es nicht immer! Manchmal fahre ich den ganzen Tag durch den Regen oder muss mich sogar durch Schnee wühlen. Dann mache ich mir Sorgen, dass mein Bike schlappmachen oder ich mir einen Platten einfahren könnte. Beim Adventure-Fahren geht es auch darum, Probleme zu lösen und Herausforderungen anzunehmen. Jeder Tag hält etwas Neues bereit und man muss auf alles vorbereitet sein. Administrations-Kenntnisse zu haben, ist eine andere Sache: Kein Grenzübertritt gleicht dem anderen. Manchmal dauert es Minuten, ein anderes Mal zwei Tage! In Bolivien kann es schon mal schwierig werden, Kraftstoff zu finden. Jeden Tag gilt es, ein weiteres Hindernis zu überwinden.

Das Adventure-Leben ist nicht immer so unbeschwert wie hier auf der Marmolata in den Dolomiten
PC @JNice

Sicher fragt man dich oft nach deinem Lieblingsort. Aber an welchen Ort willst du auf KEINEN Fall zurückkehren?

Definitiv in das Krankenhaus, in das ich in Peru gebracht werden musste. Ich war auf fast 5.000 m Seehöhe unterwegs gewesen, kam zu Fall und brach mir das Schlüsselbein. Mein GPS-Tracker rettete mir das Leben, da ich kaum atmen konnte und mich die Rettung erst nach drei Stunden fand. Ich verbrachte neun Stunden im Krankenwagen und als wir das Krankenhaus erreichten, tummelten sich Hühner in der Notfallambulanz.

Hoch hinaus ging es für Johnny und seine KTM 1290 SUPER ADVENTURE S in den peruanischen Anden
PC @JNice

Was geschah mit dem Motorrad?

Das Bike blieb wochenlang am Berghang liegen und wurde eingeschneit. Ein KTM-Händler aus Lima konnte es 2-3 Wochen später abholen. Es war furchtbar. Platte Reifen gehören zu den häufigsten technischen Gebrechen auf der Straße. Durchschnittlich passiert das einmal pro Woche. Bei strömendem Regenfall und tief im Schlamm steckend können Reparaturen sehr kompliziert werden! Einmal musste ich in einem brasilianischen Nationalpark einen platten Reifen bei 47 Grad flicken. Ich wurde fast gegrillt!

Die Leute empfangen Johnny auf seinen Reisen sehr herzlich, hier findet er neue Freunde in einem kleinen Dorf in der Wüste im Paracas, Peru
PC @JNice

Welcher Ort hat dich als Biker am herzlichsten empfangen?

Ganz sicher Irland. Die Iren lieben Motorräder und Biker. Großbritannien ebenso. Auch in Brasilien und Argentinien sind Motorradfahrer beliebt. In Brasilien werde ich immer von der Polizei angehalten. Nicht zur Verkehrskontrolle, sondern um ein Foto zu machen und zu plaudern!

Johnny’s KTM 1290 SUPER ADVENTURE S im Reserva Nacional de Fauna Andina Eduardo Avaroa, Bolivien
PC @JNice

Ist dir bewusst, dass du das außergewöhnliche Leben eines professionellen Sportlers führst?

Jeden Tag kommst du dem Tod einen Tag näher. Genau wie ein Joghurt im Kühlschrank hast auch du ein ‚Ablaufdatum‘ – mit dem Unterschied, dass du den Termin nicht kennst. Zeit ist das kostbarste Gut, das wir haben. Man sollte jeden Tag so leben, dass es Spaß macht. Ich glaube nicht, dass ich ein außergewöhnliches Leben führe, weil ich das tue, was ich liebe. Andere spielen Golf oder Tennis, fischen oder springen mit einem Fallschirm aus einem Flugzeug. Warten bringt nichts – man muss es einfach tun.

Johnny postet Geschichten von seinen Reisen auf seinem farbenfrohen Blog www.thebravebiker.com

Du kannst diesem Weltenbummler auch auf Instagram folgen: @thebravebiker