Tourist Trophy: KTM RC125 auf dem Weg nach Assen

Simon Patterson, Motorcycle News Reporter bei den British Superbikes, fuhr 1200 km von England nach Assen, der ‘Kathedrale des Motorsports’.

Wenn man irgendwo in Mitteleingang lebt, dann scheint das europäische Festland schrecklich weit weg – besonders, wenn es nicht nur ein Sprung über den Ärmelkanal nach Frankreich, sondern ein ziemlich langer Trip in die nördlichen Niederlande ist.

Man kann sich also vorstellen, dass als ich im MCN Büro ankündigte, dass ich darüber nachdächte nach Assen zum Rennen der MCE British Superbike Serie auf einer 125er zu fahren, wurde das von meinen Kollegen mit einigem Unglauben zur Kenntnis genommen.

Als ich ihnen dann noch erzählte, dass ich den ‘langen’ Weg nehmen wollte – runter nach Dover und durch Frankreich – anstatt mit einer Fähre direkt nach Rotterdam überzusetzen, hätte ich schwören können, dass sie mich für komplett verrückt hielten …

Am Ende kann ich sagen, dass diese Reise zwei Dinge gezeigt hat: Europa ist gar nicht soweit weg, wie man denkt und dass eine Reise auf einem Motorrad wie einer KTM RC 125 gar nicht so unwahrscheinlich ist, wie man zunächst denkt. Ich wählte eine Route, die mich durch vier Länder führen wird, von England nach Frankreich durch den Eurotunnel, dann durch Belgien und die Niederlande bis nach Assen. Ich habe die Reise wirklich genossen und war, ganz nebenbei, mächtig von der KTM beeindruckt!

Ich begann meinen Trip zu Hause in Peterborough mit einer dreistündigen Fahrt nach Dover und war sofort begeistert, wie komfortabel dieses Motorrad ist. Ich bin einige 125ccm Supersport-Motorräder gefahren und tendenziell waren sie eher beengte kleine Dinger. Ich weiß nicht, ob es daran lieht, dass die RC 125 und RC 390 die gleiche Basis haben, aber es fühlte sich definitiv nicht an wie eine 125er. Keine Krämpfe in den Beinen und keine schmerzenden Handgelenke – die normalen Probleme bei langen Autobahnfahrten auf kleinen Motorrädern.

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Das einzige Problem in Sachen Komfort war die Sitzbank – sagen wir einfach, wenn ich diese Reise noch einmal machen müsste, würde ich zuerst einen von den KTM PowerParts Ergositzbänken besorgen! Der Soziussitz aus Spezialschaum ist sehr bequem und wenn man auf der Autobahn unterwegs ist, sitzt man einfach entspannt und kann die Beine ausstrecken!

Nach der ersten Teilstrecke durch den Tunnel nach Frankreich, war es nur noch eine kurze Fahrt im Dunkeln nach Aalter, 130 km, etwa 1,5 Stunden entfernt. Von dort sollt es am nächsten Tag früh losegehen, auf die längste Strecke der Reise – 400 km und zirka vier Stunden, meistens auf Autobahnen.

Am Abend zuvor hatte ich bereits gelernt, dass die gar nicht so kleine KTM problemlos Kilometer um Kilometer auf der Autobahn abreißt. Man mag denken, dass ein Motorrad mit nur 14 PS zu kämpfen hätte, aber das war nicht einmal der Fall. Mit 130 km/h braucht es manchmal nur ein bisschen Zeit, um ans Ziel zu kommen (besonders mit einem großen Kerl an Bord) – aber es ist weniger ein Problem auf den Autobahnen als auf einspurigen Straßen, wo es manchmal schwierig ist, LKWs zu überholen.

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Es gibt einen großen Vorteil, wenn man mit einer 125er fährt, der die geringere Leistung wieder wett macht. Der Kraftstoffverbrauch von um die 2,6 l/100km bedeutet gute 300 km mit einem 10 Liter Tank – weniger Stops und geringe Kosten!

Das soll nicht heißen, dass das sparsame Motorrad keinen Spaß macht – ich habe sogar ein paar Runden auf der berühmten Dutch TT-Strecke gedreht. Glaub mir, es gibt keinen größeren Spaß als auf der gleichen Strecke gegen Fahrer mit 1000 ccm Superbikes zu fahren, wenn du auf einer 125er fährst – sie haben vielleicht zehnmal so viel Leistung, aber wenn du die Strecke kennst und mit einem kleinen wendigen Bike genauso viel Kurvengeschwindigkeit hast, ist das großartig!

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Ich habe das auf dem Rückweg getestet und die kürzere Route nach Hause genommen (die Fähre von Hoek in den Niederlanden nach Hawich reduziert die Fahrt auf dem Kontinent um die Hälfte), so dass ich etwas Zeit zum Ausprobieren hatte. Auf dem Weg nach Süden nahm ich eher die Nebenstraßen als die Autobahnen und bestätigte, was jeder, der schon einmal mit einer KTM RC 125 gefahren ist, bereits wusste – sie macht in den Kurven genauso viel Spaß wie ein Superbike!

Trotz des Rufs flach und für Motorradfahrer eher langweilig zu sein, gibt es ein paar großartige Straßen durch die Niederlande, genauso wie malerische Aussichten, Windmühlen (so viele Windmühlen!) und einige der freundlichsten und gastfreundlichsten Menschen, denen man begegnen kann.

Für britische Fahrer, als ein erster Geschmack, mit einem Motorrad ins Ausland zu fahren ist das eine gute Möglichkeit für einen ersten Test. Und mit einem small-capacity Bike? Nichts hält dich ab! Es ist eine günstige Reise (der Eurotunnel kostet nur 100 Euro), es gibt viel zu sehen und erleben und die KTM RC 125 bewältigt alles ohne Probleme.

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Um ehrlich zu sein, stellt sich mir die Frage, ob man überhaupt ein größeres Motorrad braucht. Komfortabel (wenn nicht sogar mehr), sehr kostengünstig und seien wir ehrlich, es ist eher unwahrscheinlich ein Bußgeld wegen Geschwindigkeitsübertretung zu bekommen. Würde ich es nochmal machen? Ohne zu zögern. Aber die nächste Reise mit der 125er muss wieder zu einer TT-Strecke gehen – zur Isle of Man. Wo kann ich mich anmelden?!

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Fotos: DoubleRed | Simon Patterson