ÜBERFLIEGER: SECHS FRAGEN AN COOPER WEBB AM ENDE EINER WEITEREN SUPERCROSS-SAISON DER SUPERLATIVE

Die Rennen an den sieben Austragungsorten der AMA-Supercross-Meisterschaft des Jahres 2021 waren typischerweise von knappen Abständen geprägt und Cooper Webb von Red Bull KTM Factory Racing hat wieder die Führung übernommen. Nun da das Ende der 17 Runden umfassenden Saison näher rückt, haben wir uns mit dem Führenden der 450SX-Klasse unterhalten.

Cooper Webb – Red Bull KTM Factory Racing
PC @SimonCudby

Der 25-jährige Cooper Webb ist weder in den Trainings noch in den Qualifikationsrennen der AMA-Supercross-Meisterschaft 2021 der Schnellste, aber mit seiner KTM 450 SX-F FACTORY EDITION immer dann zur Stelle, wenn das Startgatter fällt und das Feuerwerk beginnt. Immer wieder überzeugte er mit blitzschnellen Starts und einer erbarmungslosen Jagd auf Rivalen wie Ken Roczen und Eli Tomac.

Webb gewann 2019 den AMA 450SX Supercross Titel – eine Meisterleistung, die er diese Saison wiederholen will
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Gleich in seinem ersten Jahr mit dem Team (2019) gewann er die 450SX-Klasse der AMA-Meisterschaft: der zweite Sieger nach Ryan Dungey und der vierte Titel in fünf Jahren für die Mannschaft aus Murrieta. Selbst Krankheit und ein heftiger Crash zu Beginn der Saison 2020 konnten seinen Lauf nicht stoppen und so beendete er das Jahr mit 10 Podestplätzen bei 11 Zielankünften auf dem zweiten Platz.

Beim ersten Rennen in Houston am 16. Januar 2021 schaute für ihn lediglich ein etwas enttäuschender 9. Platz heraus. Danach aber stürmte Webb noch vor dem entscheidenden dreiwöchigen Finale am Atlanta Speedway und in Salt Lake City an die Spitze des Klassements.

Webb holte sich die rote Startnummerntafel in Arlington, Texas, in der 10. Runde der Meisterschaft
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Hungrig, furchtlos und schnell: Webb hat ein schelmisches Lächeln auf den Lippen, als er mit uns über seinen Beruf und seinen Aufstieg plaudert. Fast schon klischeehaft steht seine freundliche Art im Widerspruch zu jener Präsenz, die er in den Stadien der USA an den Tag legt, wo er besonders auf den Whoops (ein Bereich, in dem er sich 2021 stark verbessert hat) keine Gefangenen macht.

Webb in Action im Daytona-Sand, in Runde neun der Serie
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Egal, wie die letzten hektischen Runden der Saison ausgehen: Webb hat wieder einmal gezeigt, dass er nicht nur KTMs Spitzenfahrer in der zweithöchsten Motorrad-Rennserie der Welt ist, sondern auch ein unverzichtbarer Name und Performer in der Supercross-Szene. Ist er also …

… besser als im Jahr 2019? Oder geht dir alles etwas leichter von der Hand?

Cooper Webb: “Es scheint fast so! 2019 war ein tolles Jahr. Und auch 2020 verlief mit einem 2. Platz in der Meisterschaft erfreulich. Ich glaube aber, dass ich heuer in Topform bin. Ich bin etwas erwachsener geworden und konnte Team, Bike und die Konkurrenz viel besser kennenlernen. Vor allem aber weiß ich, was ich tun muss, um auf diesem Niveau zu gewinnen. Dieses Jahr ist bisher mein bestes.”

Ein dominierender Webb holte sich drei Siege hintereinander in Arlington
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Dein Team Manager Ian Harrison sagt, dass er beeindruckt davon ist, dass du für jedes Rennen einen ‚Plan‘ hast. Laut ihm ist das eine deiner größten Stärken. Stimmst du dem zu?

CW: “Ja, eigentlich schon. Abseits des Bikes bereite ich mich auf die gleiche Art und Weise vor, kenne meine Konkurrenten aber etwas besser. Und zu wissen, was ich tun muss, um zu gewinnen, hat mir in dieser ‚etwas anderen‘ Saison sicher stark geholfen. Wir sind mehr unterwegs und ich habe Zeit, nachzudenken und herauszufinden, was mich erwartet. Ich habe meine Schwächen ausgemerzt – die Whoops waren eine davon. Ich finde, dass ich mich in diesem Bereich stark verbessert habe, was mir eine große Hilfe war … wie gesagt war auch das Wissen um meine Konkurrenz und ihre Schwächen ein wichtiger Faktor.”

Webb feiert mit seinem Mechaniker in Arlington
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Du hast dein Team davon überzeugt, dass es mit dir bei jedem Rennen um den Sieg mitkämpfen kann: Ist das nicht ein großes Kompliment für jeden Fahrer?

CW: “Wir arbeiten als Team und vertrauen einander. Früher habe ich für viele graue Haare gesorgt, wenn ich im Training oder in den Qualifikationsrennen nicht gut abgeschnitten habe. Mittlerweile kennt mich das Team und weiß, dass ich bei den Hauptrennen wieder ‚voll da‘ sein werde. Im unwahrscheinlichen Fall, dass sich das nicht erfüllen sollte, ist das schade, aber der Glaube daran, dass wir jede Nacht Chancen auf den Sieg haben, sorgt dafür, dass alle motiviert bleiben. Wir sind immer auf der Suche nach dem entscheidenden Vorsprung. Wir arbeiten extrem gut zusammen, da uns ein gemeinsames, inspirierendes Ziel eint. Und diese Standards zu erreichen, ist sehr befriedigend.”

KTMs Spitzenfahrer Webb kann stolz darauf zurückblicken, bei jedem Rennen der Saison um zumindest einen Podestplatz gekämpft zu haben
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Findest du, dass du ein Plateau erreicht hast, was deine Fähigkeiten betrifft?

CW: “Persönlich? Nein. Ich glaube daran, dass ich immer noch etwas besser werden kann. Und das hat wohl mit den immer neuen Strecken im Supercross-Sport und seiner Unvorhersehbarkeit zu tun: Verschiedene Untergründe, unterschiedliches Terrain. Man kann sich bis zu einem gewissen Grad vorbereiten und sicher sein, dass man in einem bestimmten Bereich gut ist – aber die Voraussetzungen ändern sich ständig, stimmt‘s? Als einer der Jungs in der 450er-Klasse und Anwärter auf den Thron stehe ich sicher an der Spitze des Sports … ich glaube aber fest daran, dass ich noch viel Verbesserungspotenzial habe. Und wenn ich einmal nicht mehr daran glaube, sollte ich wohl keine Rennen mehr bestreiten. Schließlich treibt mich der Gedanke an, immer besser zu werden. [Pause] Irgendwann gelangt man an einen Punkt, an dem man weiß, dass man etwas sehr gut kann … aber es geht immer noch mehr.”

Es heißt, eine von Webbs Stärken ist es, dass er immer einen Plan während der Rennen hat
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Diese Besessenheit lässt Spitzensportler mitunter etwas durchgeknallt erscheinen …

CW: “Ja, es ist taff. Meine Frau geht oft hart mit mir ins Gericht. Selbst wenn ich gewinne und mich darüber freue, denke ich schon daran, was ich falsch und richtig gemacht habe und woran ich für das nächste Wochenende arbeiten muss. Ja, ich denke schon, dass ich etwas besessen und detailverliebt bin, aber das ist wohl das, was mich zu einem Rennfahrer macht. Ich genieße auf jeden Fall meine Siege, denn einfach ist das nicht, das darfst du mir glauben. Dafür aber extrem befriedigend.”

Ein fokussierter Webb kämpft um den Sieg auf seiner KTM 450 SX-F FACTORY EDITION in Atlanta
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Verläuft die Saison 2021 zufriedenstellender als 2019? Vor zwei Jahren konntest du die echte Supercross-Atmosphäre mit riesigen Zuschauermengen genießen. Könnte 2021 am Ende etwas bittersüß werden?

CW: “Nein Mann, eigentlich nicht. Wir hatten ja wieder Fans in den Stadien und obwohl die Situation ungewohnt ist, fühlt sie sich mittlerweile fast schon normal an. Ein Meisterschaftssieg wäre eine große Sache. Nachdem ich bereits eine gewonnen habe und weiß, wie sich das anfühlt; und nach meinem schweren Unfall im letzten Jahr zurückzukommen und zu gewinnen, wäre einfach großartig – besonders, da ich in dieser Saison nach Punkten bereits weit abgeschlagen war. Das aufzuholen und den Titel zu holen, wäre überwältigend.”

Im dritten Rennen von Atlanta holte Webb einen unglaublichen Sieg – hier feiert er mit den Fans im Stadion
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Kurz vor dem Ende der Supercross-Saison wünschen wir vom KTM Blog Cooper Webb alles Gute bei seiner Jagd nach der Krone in der AMA-Supercross-450SX-Meisterschaft 2021.

Webb ist voll darauf fokussiert, sich 2021 wieder den Titel zu holen
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