WARUM MAROKKO EIN PARADIES FÜR MOTORRADFAHRER IST

Wer Marokko zum ersten Mal sieht, ist überwältigt von den Farben, den Gerüchen, der umwerfenden natürlichen Schönheit und der uralten Kultur dieses einzigartigen Landes. Marokko gilt als Eingangstor zum afrikanischen Kontinent und bietet Motorradfahrern ein wahres Paradies. Als Land verwöhnt es Besucher mit einer Vielfalt, die einen vom ersten Augenblick an verzaubert.

Von: Johnny Nice @thebravebiker

Johnny Nice reist durch Marokko auf seiner KTM 1290 SUPER ADVENTURE S
PC @JohnnyNice

Als ich im marokkanischen Tangier ankam, war mein Enthusiasmus grenzenlos und ich freute mich darauf, dieses Land, das mich während früherer Besuche (die leider viel zu kurz waren) schon so fasziniert hatte, endlich ‚richtig‘ – also mit dem Motorrad – kennenlernen konnte.

Die ersten paar Wochen verbrachte ich an der Nordküste – in der spanischen Enklave Melilla und ihrem Hinterland. Danach stieß ich weiter ins Landesinnere vor, fuhr dabei aber stets einen Zickzack-Kurs, wodurch ich immer wieder auf denselben Straßen landete. Der Norden dieses Landes ist umwerfend schön und bietet perfekte Straßen, die sich durch endlos scheinende Hügellandschaften mit einzigartigen Farben und Gerüchen schlängeln. Im Gegensatz zu den meisten europäischen Ländern darf man in Marokko die abgelegensten und härtesten Offroad-Wege ohne viele Einschränkungen befahren.

Offroad-Fahren ohne Einschränkungen – Marokko ist eines der besten Länder für Adventure Motorräder
PC @JohnnyNice

Die KTM 1290 SUPER ADVENTURE S tänzelt um die endlosen Kehren und frisst mit ihren Adventure-Reifen unzählige Kilometer, bis wir Fes – die Festungsstadt im Norden und Kulturhauptstadt des Landes – erreichen. Weltberühmt ist sie für die befestigte Medina namens Fes El Bali und den klassischen Souk-Markt – beides absolute Highlights für jeden Besucher. Ich fühle mich wie in der Zeit zurückversetzt und bin vom wundervollen Chaos des historischen Zentrums überwältigt.

Fast immer schlafe ich in kleinen, von Familien geführten Herbergen, wo ich mit der Gastfamilie zu Abend essen darf. Inzwischen habe ich manchmal auch etwas traditionellen marokkanischen Tee bei mir, den ich mittlerweile auch richtig servieren kann. Auf meinem Weg über die Offroad-Wege des kleinen Atlasgebirges begegne ich Saad, einem marokkanischen Biker, der ebenfalls auf der Reise ist. Saad erwies sich als äußerst hilfreich und gab mir viele Tipps im Zusammenhang mit der Kultur vor Ort.

Den marokkanischen Tee und die marokkanische Aussicht genießen
PC @JohnnyNice

Wir fuhren ein Stück des Weges gemeinsam und verbrachten ein paar schöne Tage zusammen. Am nächsten Tag verirrten wir uns auf einem der Offroad-Wege mitten im Nirgendwo. Als die Sonne schon langsam unterging, waren wir immer noch auf der Suche nach irgendwelchen Anzeichen von Zivilisation. Schlussendlich trafen wir in der stockfinsteren Nacht eine Berber-Familie, die uns in ihr bescheidenes Heim einlud. Wie alle verrückten Geschichten versorgte uns auch diese mit einigen Momenten, die wir niemals vergessen werden. Unsere Gastfamilie behandelte uns wie Könige und beeindruckte mich mit der Farbe ihrer Augen; Augen so tief, dass sie wie aus einem anderen Zeitalter zu kommen scheinen.

Bald danach brachen wir in Richtung der eleganten Hauptstadt Rabat auf, in der der König von Marokko seinen Sitz hat. Danach ging es weiter nach Casablanca, wo ich mein Bike beim KTM-Händler durchchecken ließ. Wie bei allen KTM-Händlern wurde ich auch hier wie ein Familienmitglied empfangen. Ich entschied mich, mir ein paar Tage freizunehmen und mich mit einem Hotelzimmer mit Spa zu belohnen. Wie gut das tat! Am nächsten Tag stand mein Bike gewaschen, gewartet und fahrbereit da.

Eine Berber-Familie beherbergte uns in ihrem kleinen Häuschen – die Tochter scheint Orange auch sehr zu mögen
PC @JohnnyNice

Ich fuhr weiter nach Meknes, einer weiteren Perle, wo ein befreundeter Biker mir eine Führung (auf dem Motorrad!) durch die Medina (die Altstadt) gab, bei der wir einen wilden Slalom durch die tausenden Marktbesucher fuhren. Das ist eben Marokko. Nach ein paar Tagen brach ich endlich in das Weltwunder Atlasgebirge auf. Dabei handelt es sich um eine unbeschreiblich riesige und lange Gebirgskette, durch die sich alle Arten von Straßen ziehen – Asphaltstraßen, Schotterwege und sogar Maultierpfade. Dort gibt es für jeden Geschmack etwas. Am höchsten Punkt des Gebirges fand ich sogar Schnee vor. Dort hätte ich am liebsten eine leichtere KTM EXC dabeigehabt, um etwas Spaß zu haben.

Auf meinem Weg halte ich immer bei Restaurants in kleinen Orten, wo ein Mittagessen aus der Tagine zwischen 5 und 6 Euro kostet. Das Essen ist ein Gedicht und längst bin ich süchtig nach „Tefarnout“, dem Brot der Berber. Das müsst ihr unbedingt probieren! In diesen Breitengraden begegnet man oft anderen Motorradfahrern und manchmal fahre ich ein paar Kilometer oder sogar einen ganzen Tag mit ihnen mit. Am nächsten Morgen verspricht man sich, sich irgendwann wieder zu treffen und wieder gemeinsam zu fahren, obwohl eigentlich jeder weiß, dass das eine Lüge ist. Diese Biker trifft man nie wieder – ein Preis, den man zahlen muss, wenn man pausenlos und alleine unterwegs ist.

Später verbringe ich ein paar Tage in der wahrhaftig magischen Stadt Chefchaouen. Es handelt sich um eine der schönsten Städte Nordmarokkos – wahrscheinlich sogar ganz Marokkos. Sie schmiegt sich an die Hänge der zerklüfteten Rif-Berge und bietet eine Kaskade von Häusern mit blauen Wänden vor dem Hintergrund einer überwältigenden Naturlandschaft. Ein Mekka für Fotografen. Trotz einiger Kratzer infolge von Abstiegen in seinen Offroad-Abschnitten hat sich das Atlasgebirges mit seiner Schönheit einen Platz in meinem Herzen gesichert. Ich bin Marokko völlig verfallen!

Die Straße der Kasbahs

Einige Tage später fand ich mich in der Merzouga-Wüste wieder, wo ich mir einen kleinen Buggy ausborgte, um in den Dünen etwas Spaß zu haben. Auch dort schloss ich viele neue Freundschaften und genoss wieder großartiges Essen. Wenn man sie einmal etwas näher kennengelernt hat, kann man nicht umhin, die Marokkaner zu lieben. Es sind ungemein sonnige, glückliche und freundliche Menschen.

Und dann erreiche ich Marrakesch. Einst eine Kaiserstadt im Westen Marokkos ist sie heute eine Stadt der Moscheen, Paläste und Gärten. Auf keinen Fall verpassen sollte man die Medina, eine befestigte mittelalterliche Zitadelle, die noch auf die Herrschaft der Berber zurückgeht. Was für ein Chaos! Ein überfülltes Labyrinth mit verschiedenen Souks, wo man fast alles kaufen oder verkaufen kann. Marrakesch erkennt man schon von Weitem und das maurische Minarett der Koutoubia-Moschee aus dem 12. Jahrhundert gilt als eines der Wahrzeichen der Stadt. Wunderschön.

Die Landschaft Marokkos ist atemberaubend
PC @JohnnyNice

Sobald die schneebedeckten Gipfel des marokkanischen Atlasgebirges hinter einem liegen, verändert sich die Landschaft: Schluchten, Palmenhaine, Wasserfälle und Wüsten mit ihren vielen Kasbahs versprühen den Charme von Afrika. Ich komme kaum nach mit dem Fotografieren und die unglaubliche Vielfalt der Landschaften raubt mir den Atem. Die Straße der Tausend Kasbahs beginnt in Marrakesch und führt durch Ouarzazate nach Zagora und in das Dorf M‘Hamid, der letzten Oase vor den unendlichen Sanddünen der Sahara. Ein Traum ist wahr geworden.

In jedem Ort empfangen mich Restaurant-Angestellte, die mit ihren Armen herumfuchteln (ja, wirklich), um mich in ihr Restaurant zu locken. Es ist schwierig, sich für eines zu entscheiden, da ich keinen davon kränken möchte. Die aber sehen einen nur an, lächeln und sagen: „Nächstes Mal kommst du zu uns, Inshallah“. Ich liebe dieses Land und seine vielen Widersprüche.

Ein zuverlässiger Reisebegleiter – die KTM 1290 SUPER ADVENTURE S
PC @JohnnyNice

Die Straße der Tausend Kasbahs folgt einer Route, die von den Karawanen auf ihrem Weg von Marokko in den Sudan und nach Mali begründet wurde. Und auch ich folge ihr und treffe auf dem Weg andere Motorrad-Reisende, denen ich mich für ein paar Tage anschließe. Meine 1290 läuft wie ein Uhrwerk und lässt mich nie im Stich. Ich liebe dieses Motorrad.

Ich fahre im Zickzack-Kurs durch das Land, halte immer wieder zwei Tage an und die Wochen vergehen wie im Flug. Manchmal zelte ich, manchmal schlafe ich einfach im Freien und sehe mir dieselben Sterne an, die ich in dunklen Nächten auch in Patagonien, Irland und Idaho bestaunt habe. Im Freien zu schlafen ist eine unbezahlbare Erfahrung.

Endlich erreiche ich Agadir, wo ich eine Wohnung miete und einen Monat lang bleibe. Ich genieße diesen Teil Marokkos, der später zu meinem liebsten werden sollte.

Motorradfahren am Strand mit meinen marokkanischen Freunden
PC @JohnnyNice

Die Taginen, das Tefarnout-Brot, der Tee, die Medinas, die Berge, die glasklaren Seen, die Wüsten. Die atemberaubenden Landschaften und die vielen Freunde, die ich in diesem Land gefunden habe.

Ich kann das Gefühl, Marokko mit dem Motorrad zu bereisen, kaum beschreiben. Es ist ein einzigartiges Land – sehr sicher und wunderschön, aber nicht ohne Widersprüche und Mankos. Dennoch handelt es sich um einen der schönsten Plätze, die ich in meinem Leben gesehen habe. Und das sind einige, das könnt ihr mir glauben.

Falls Marokko noch nicht auf eurer Liste steht, solltet ihr das schleunigst ändern.