#inthisyear1978: Six Days Karlskoga – KTM gewinnt den Manufacturers Award

2018 ist das Premierenjahr der World Enduro Super Series, die erstmals die Disziplinen Hard, Classic, Beach und Cross-Country verbindet – inklusive dem Red Bull Hare Scramble am Erzberg. Winfried Kerschhaggl, der Manager der WESS-Series dazu: „Der Sport hat sich in den vergangenen Jahren gewaltig entwickelt, jetzt ist es Zeit für eine Meisterschaft, die die wichtigsten Events vereint.“

Sechs KTM-Fahrer sind eine Runden vor Schluss unter den Top Ten, dazu ist Manuel Lettenbichler dem Führenden ganz knapp auf den Fersen – auch in der WESS zählen die Renner aus Mattighofen zu den ganz heißen Titelfavoriten.

Manuel Lettenbichler (GER) Hawkstone Park (GBR) 2018 © Future7Media

Die Internationale Sechstagefahrt, einst als Olympiade des Motorradsports bezeichnet, hat hingegen in den letzten Jahren viel von ihrem früheren Glanz verloren.

Seit John Penton Ende der 1960er Jahre mit seinem Auftrag zur Serienfertigung von Offroad-Maschinen den Stein ins Rollen brachte, hat KTM sich stark im klassischen Endurosport engagiert, sowohl in den nationalen Meisterschaften als auch in der Europa- bzw. späteren Weltmeisterschaft. Die Sechstagefahrt, das jährliche Highlight im Herbst, war hingegen ursprünglich keine Veranstaltung für Einzelfahrer, sondern ein Mannschaftswettbewerb, vergleichbar vielleicht mit dem MX of Nations im Motocross-Sport. Neben der World Trophy für Nationalmannschaften, die bis vor wenigen Jahren aus sechs Fahrern bestanden, gab es die „Silbervase“ für Viererteams.  Für die im Geländesport engagierten Hersteller war ganz besonders der „Manufacturers Award“ attraktiv, denn hier galt es, ein aus drei Fahrern bestehendes Team strafpunktfrei ins Ziel zu bringen, um zu zeigen, wie schnell und zuverlässig die jeweilige Marke war.

Im März 1968 waren die ersten Penton-Geländemaschinen in den USA eingetroffen und konnten schon eine Woche später beim Stone Mountain Enduro in Georgia zeigen, was in ihnen steckte. Gerade einmal ein halbes Jahr später kam die Penton-Truppe mit ihren Maschinen zurück nach Europa, um Ende September an den „43. Sei Giorni Internazionale di Regolarita“, der Internationalen Sechstagefahrt im italienischen San Pellegrino, teilzunehmen. Sicher war das ein Wagnis, mit den vier kleinen Maschinen, die zusammen gerade einmal 475ccm hatten, in den Bergamascher Bergen zu starten. Umso bemerkenswerter ist der Mut von John Penton, gleich mit einem Silbervasenteam der USA anzutreten. Zusammen mit Sohn Tom Penton, Dave Mungenast und Leroy Winters landete das Penton-Vasenteam auf Platz 10, ein mehr als gutes Ergebnis, wenn man berücksichtigt, dass die Maschinen ein Jahr zuvor nicht einmal auf dem Zeichenbrett existierten. Gewonnen hat damals übrigens die italienische Vasenmannschaft, zu der Arnaldo Farioli, der spätere KTM-Importeur gehörte.

US-Silbervasenteam 1968 © Penton

Zehn Jahre später konnte KTM zum ersten Mal den Manufacturers Award gewinnen. Die Six Days fanden vom 4. bis 9. September 1978 in der Nähe von Värnamo in Schweden statt und am Ende der sechs harten Tage war KTM das punktbeste der insgesamt 45 Markenteams.

Der internationale Endurosport lag damals in den Händen der jeweiligen Länderimporteure, nur der Einsatz in der Motocross-Weltmeisterschaft erfolgte direkt vom Mattighofener Werk aus. Sieben Importeure von Belgien bis zu den USA starteten in Schweden mit KTM-Markenteams. Mit Harald Strößenreuther, Reinhard Christel und Paul Rottler konnte KTM-Deutschland-Importeur Toni Stöcklmeier, einst selbst ein erfolgreicher Sechstagefahrer und 1974 Deutscher Geländemeister in der 350ccm-Klasse, gleich drei amtierende nationale Champions aufbieten, die sich wacker schlugen und am Ende den als Favoriten gestarteten Zündapp- und Jawa-Teams 40 Sekunden bzw. fast eine Minute abnahmen.

Six Days 1978 © Teuchert

Die heutigen International Six Days of Enduro sind die traditionsreichste Offroadveranstaltung der Welt. 1913 im englischen Carlisle zum ersten Mal als International Six Days Reliability Trial, einer Zuverlässigkeitsfahrt für Motorräder und Dreiradfahrzeuge ausgerichtet, fand die oft als „Olympiade des Motorradsports“ bezeichnete Sechstagefahrt mit Ausnahme der beiden Weltkriege jährlich im Herbst statt – in diesem Jahr zum 93. mal im chilenischen Viña del Mar. Allerdings ist nicht zu übersehen, dass die „Six Days“ viel von ihrer Faszination verloren haben. Es war sogar in der Diskussion, das einstige Highlight eines jeden Offroad-Jahres nur noch alle zwei Jahre auszurichten. Eines wird sich aber auch in diesem Jahr nicht ändern. Wieder wird die Farbe Orange dominieren, wenn die 600 Teilnehmer ihre Bikes am 12. November auf die Startrampe schieben. Wie viele Profis, vertrauen auch viele Privatfahrer wieder auf KTM – das Service- und Mietpaket war in kürzester Zeit komplett ausgebucht. Und wie in jedem Jahr gibt es wieder eine spezielle „Six Days“-Version, auf den ersten Blick erkennbar an einem speziellen Dekor zu Ehren des jeweiligen Gastgeberlandes.

KTM 300 EXC TPI MY2019 © KTM

Zwei Tage vor dem Start der Six Days endet mit dem Red Bull Knock-Out Beach Race im niederländischen Scheveningen die Premierensaison der WESS mit den KTM-Stars Manuel Lettenbichler, Josep Garcia, Taddy Blazusiak, Jonny Walker und Nathan Watson – die Enduro-Saison bleibt also spannend bis zum Schluss.

Fotos: Future7Media | Penton | Teuchert | KTM