Fast fünf Jahre unterwegs: Anna Grechishkina & ihre Traumreise

Mit einer KTM 1190 ADVENTURE und einer ausgeprägten Wanderlust ausgerüstet, machte sich die Ukrainerin Anna Grechishkina auf die Reise. Fünf Jahre später ist sie immer noch unterwegs und drauf und dran, Rekorde zu brechen. Dies ist ihre Geschichte …

Die Idee, eine so lange Reise anzutreten, kam eigentlich ganz überraschend. Natürlich reiste ich immer schon gerne – meist mit meinem Vater, als ich klein war, dann aber per Bus oder Zug. Aber so ein richtiger Traum war es nie. Ich erinnere mich daran, dass ich das Reisen selbst mehr genoss als das Ankommen. Ich glaube, dass meine Freude am Reisen zu jener Zeit ihren Anfang nahm … ich hätte mir aber nie träumen lassen, dass ich einmal die Welt auf einem Motorrad bereisen würde!

Tatsächlich wäre ich äußerst überrascht gewesen, wenn mir jemand gesagt hätte, dass ich überhaupt einmal ein Motorrad fahren würde. Niemand in meiner Familie oder in meinem Freundeskreis hatte damals ein Motorrad. Ich wurde also von niemandem inspiriert oder angetrieben: Ich träumte eines Nachts davon und dieser Traum wurde langsam Realität.

Ich kaufte mein erstes Motorrad im Jahr 2005 – noch bevor ich gelernt hatte, eines zu fahren. Es war eine kleine Kawasaki Eliminator 125, die im Jahr darauf von einer größeren Kawasaki Vulcan 900 abgelöst wurde. Mit der 900er reiste ich bereits viel und erkundete Länder in der Nähe der Ukraine, in Osteuropa und im Nahen Osten. Bei jeder Reise verspürte ich den Drang, weiter und länger zu fahren. Es wurde fast zu einer Sucht und ich nahm jede noch so kleine Gelegenheit wahr, um mich auf mein Bike zu schwingen und einfach loszufahren.

Leider beschränkte sich die mir zur Verfügung stehende Zeit auf meine Urlaubstage. Wie die meisten Menschen war ich gestresst und lustlos, als ich wieder in die Arbeit zurück musste! Also sah ich mich nach Möglichkeiten um, das zu ändern. Irgendwann reifte in mir die Idee, meinen Job zu kündigen und die Welt mit einem Motorrad zu umrunden. Zuerst schob ich diesen Gedanken als verrückt und unmöglich beiseite. Dennoch ließ er mich einfach nicht los. Je mehr ich darüber nachdachte, desto attraktiver wirkte die Idee. Tief in meinem Inneren wusste ich, dass es genau das war, was ich wollte. Und dass ich nie zur Ruhe kommen würde, wenn ich es nicht versuchte.

Also setzte ich alles auf eine Karte und testete meine Ausdauer. Und heute bin ich hier, seit mehr als viereinhalb Jahren auf Achse. Ich habe den ganzen Globus bereist, habe aber noch nicht vor, aufzuhören.

Der Umfang …
Ich richtete eine Webseite ein, um alles zu dokumentieren: I have a dream travel

Am Anfang hatte ich natürlich keine Ahnung, dass ich auf meiner Reise einmal den Rekord für die längste Solo-Weltreise einer Frau im Guinness-Buch der Rekorde brechen könnte. Der ursprüngliche Plan war, alle Kontinente zu durchqueren und so viele Länder wie möglich zu besuchen. Mittlerweile kann ich fast alle abhaken, nur Europa – mein Teil der Welt – fehlt mir noch. Asien, Australien, Nordamerika, Südamerika und Afrika liegen schon hinter mir und ich bin gerade aus Ägypten in Europa angekommen. Mein Bike habe ich per Flugzeug geschickt.

Annas Reiseroute

Bei meinem Trip ging es aber um mehr als nur Fahren und Kilometerfressen. Um so viel mehr – deshalb habe ich auch viel länger gebraucht, um die geplante Distanz zurückzulegen. Ich habe das Leben um mich herum aufgesogen, Menschen getroffen und mich mit ihnen unterhalten, mir ihre Geschichten angehört, sie inspiriert und mich von ihnen inspirieren lassen, sie ermutigt und mich von ihnen ermutigen lassen.

Meine Reise stand unter dem Motto ‚I have a dream‘ – nach Martin Luther Kings berühmter Rede. Ich glaube fest daran, dass all unsere Träume wahr werden, wenn wir nur motiviert und hartnäckig genug sind. Die Mission und das Ziel meiner Reise war, so vielen Menschen wie möglich zu helfen, ihre Träume ernster zu nehmen. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf versuchte ich, Schulen, Universitäten, Waisenhäuser und andere Orte zu besuchen, um Kinder und, ganz allgemein, Gruppen von Menschen zu treffen, die sich meine Geschichte anhören wollten, und um ihnen die Botschaft zu bringen, nie mit dem Träumen aufzuhören. Ich wollte nicht einfach herumfahren und Spaß haben, sondern den Menschen zeigen, dass man seinem Herzen und seinen Träumen folgen kann. Wenn ich – mit all meinen Ängsten und Zweifeln – das kann, dann kannst du das erst recht.

Ich begann meine Reise unerfahren, ohne finanzielle Mittel, mit schlechter Vorbereitung und großer Unsicherheit. Die Straße war für mich seit dem ersten Tag quasi wie eine Schule, durch die ich heute eine andere Person geworden bin als ich es am Tag meines Aufbruchs war.

Das Fahren und die Erlebnisse …
Als ich meine Reise plante, wollte ich eigentlich nur zwei Jahre unterwegs sein. Und selbst das erschien mir damals unglaublich lange und weit. Nach einer Weile war klar, dass ich die Welt nicht in diesem Zeitraum würde umrunden können. Die Welt erwies sich als so interessant und ich wollte mich nicht hetzen. Seit meinem Aufbruch fahre ich mit einem sehr kleinen Budget und muss immer nach Wegen suchen, um weiterfahren zu können. Das nimmt viel Zeit in Anspruch. Außerdem traf ich auf meinem Weg fantastische Menschen, die ich nicht wieder verlassen wollte.

Viele Dinge, darunter auch meine Erwartungen, haben sich seit dem Antritt meiner Reise verändert. Sie begann als ein Reise-Projekt mit dem Ziel, eine bestimmte Distanz in begrenzter Zeit zurückzulegen und dann in meine Heimat zurückzukehren. Mittlerweile hat sie den Projektcharakter verloren und ist vielmehr zu meinem Lebensstil und zur Routine geworden. Ich liebe dieses Dasein und würde es für nichts auf der Welt eintauschen. Ich kann ohne Übertreibung sagen, dass ich mich in der glücklichsten Phase meines Lebens befinde.

Ehrlich gesagt ist eine so lange Reise auf einem Motorrad aber nicht immer ein Zuckerschlecken oder ein Genuss, ja, manchmal ist sie sogar körperlich und emotional anstrengend. Die körperliche Seite ist leicht erklärt. Permanent unterwegs zu sein, erfordert Stärke und Ausdauer und manchmal fühle ich mich, als hätte ich zu viel auf mich genommen. Aber emotional ist die Belastung manchmal fast noch größer. Es ist toll, neue Orte zu besuchen und fast jeden Tag neue Menschen kennenzulernen, aber irgendwann fehlt dir dieses Gefühl der Stabilität, an denselben Ort zurückzukehren, dich mit Menschen auszutauschen, eine Geschichte zu haben und nicht andauernd die gleichen Dinge über dich selbst erzählen zu müssen.

Auch die Einsamkeit fordert ihren Tribut. Obwohl ich unterwegs viele Menschen treffe, muss ich sie schon bald wieder verlassen. Manchmal bricht mir das fast das Herz und bringt mich zum Weinen. Die Gewissheit, dass ich sie vielleicht nie wiedersehen werde, wird zu einer Belastung, die jedes Mal größer wird, wenn ich mich von jemandem verabschieden muss.

Neben dem Spaß und den Entbehrungen ist die Straße mein bester Lehrmeister und manchmal fühle ich mich, als ob ich auf meiner Reise bereits mehrere Leben gelebt hätte. Keine Hochschule der Welt kann einem das alles beibringen. Ich habe gelernt, Menschen zu verstehen, flexibler und toleranter zu sein und mich auf Ähnlichkeiten statt auf Unterschiede zu konzentrieren. Außerdem habe ich gelernt, dass jede noch so kleine Art, Zuneigung zu bekunden, zählt und dass es in unserer Verantwortung liegt, keine Chance auszulassen, etwas zu bewegen.

Der Rekord …
Einen neuen Rekord aufzustellen, gehörte nicht zu meinen Zielsetzungen für die Reise und am Anfang dachte ich natürlich nie daran. Wie gesagt hatte ich anfangs vor, nur zwei Jahre unterwegs zu sein und wesentlich weniger Kilometer zurückzulegen!

Mit der Zeit änderten sich meine Pläne und die gesamte Vision der Reise. Heute gibt es keinen Zeitplan und -rahmen mehr. Nur mehr flexible Termine und das Leben auf der Straße. Ich nehme alles, wie es kommt.

Und wenn messbare Errungenschaften in greifbare Nähe rücken, während ich mein Nomadendasein genieße und Kilometer abspule – warum nicht? Ich würde mich freuen, wenn ich den Rekord brechen kann, und mich anstrengen, das zu schaffen. Dennoch gehört es nicht zu den Zielen meiner Reise, Auszeichnungen zu erlangen oder Wettkämpfe zu gewinnen, sondern vielmehr die Welt und mich selbst zu erkunden, neue Menschen zu treffen und aus der Erfahrung zu lernen.

Das Motorrad …
Mein Bike, eine KTM 1190 ADVENTURE des Baujahres 2013, war von Anfang an mit dabei und ist mein erstes ADVENTURE-Motorrad. Als ich mich auf den Trip vorbereitete, hatte ich keine KTM im Sinn und wusste nicht viel über die Marke. Die Entscheidung für KTM war überraschend, heute weiß ich aber, dass es die richtige war. Anfangs flößte mir die ADVENTURE etwas Ehrfurcht ein. Ihre schiere Größe und ihr Gewicht wirkten etwas einschüchternd. Die Bikes, die ich vorher besessen hatte, waren leichter und hatten einen niedrigeren Schwerpunkt. Ich habe mich trotzdem für die KTM entschieden und es nie bereut. Das Motorrad erwies sich als zuverlässig, einfach zu fahren und als komfortabler Begleiter.

Natürlich versuchte ich, bei allen KTM-Händlern in all den Ländern und auf allen Kontinenten auf meinem Weg vorbeizuschauen und Hallo zu sagen. Sie stellten sicher, dass das Bike gut funktionierte und kümmerten sich um die regelmäßige Wartung und tauschten bei Bedarf Teile aus. Ich kann mich nicht erinnern, irgendwelche schwerwiegenden Probleme gehabt zu haben; alle Ersatzteile wurden als Resultat der Kilometerleistung und als Teil der geplanten Wartung ausgetauscht.

Meine Reise ist noch nicht vorbei und vielleicht sogar weit von ihrem Ende entfernt. Ich möchte mit demselben Bike weiterfahren und glaube, dass noch viele weitere Kilometer in ihm stecken. Außerdem wurde es für mich im Laufe der Reise zu mehr als einem Motorrad. Es ist mein Freund, mein Zuhause, mein eigener ‚Fels in der Brandung‘; für mich hat es eine Persönlichkeit und ist mehr als nur ein Fahrzeug. Ich fühle mich auf ihm wohl und hoffe, dass wir gemeinsam noch viele sichere und komfortable Kilometer zurücklegen werden.

Als Teil ihrer Reise besuchte Anna Ende Januar das KTM-Werk. Währenddessen nahmen KTM-Mitarbeiter ihre KTM 1190 ADVENTURE, die eine Laufleistung von mehr als 130.000 km auf dem Buckel hat, in Augenschein. Sie sprach mit den Technikern, die ihr Motorrad durchcheckten und ihre Meinung zu Verschleiß und Kilometerstand abgaben. Sieh dir an, was Anna in Mattighofen erlebt hat und was die Technikcrew des Bikes sowie die Forschungs- und Entwicklungsabteilung zur Lebensdauer der KTM 1190 ADVENTURE zu sagen hatten.

Weitere Informationen zu Anna und ihren Reiseerfahrungen gibt es auf ihrer Webseite.

Fotos: Anna Grechishkina
Video: Anna Grechishkina