Red Bull MotoGP Rookies Cup: Fahrschule powered by KTM

Sie sind jung, sie sind schnell und träumen von einer WM-Karriere: Die Nachwuchspiloten im Red Bull MotoGP Rookies Cup, so mancher erst zarte 13, starteten am vergangenen Wochenende im spanischen Jerez in die Saison 2015. Der rasende Zahnspangen-Express wandelt auf den Spuren bekannter Namen.

Geht´s noch? 13-jährige Knirpse auf richtigen Rennmaschinen, über 200 km/h schnell? Geht sehr wohl. Die KTM RC 250 RB, mit der im Red Bull MotoGP Rookies Cup gefahren wird, macht die Serie zum perfekten Ausbildungsbetrieb für angehende WM-Piloten. Denn die Maschine unterscheidet sich nur in Nuancen von jenem Bike, mit dem KTM auch in der Moto3-Weltmeisterschaft antritt. Das erleichtert den Aufstieg für die talentiertesten der 24 Cup-Jungspunde, die auch 2015 um den Titel rangeln.

Red Bull MotGP Rookies Cup 2015

Red Bull MotoGP Rookies Cup 2015

Ihre Vorgänger haben prominente Namen: Johann Zarco, Gesamtsieger im Premierenjahr des Rookies Cup 2007, fuhr vor zwei Wochen in Argentinien zu seinem ersten Moto2-WM-Sieg und klopft bereits an die Tür zur Königsklasse MotoGP. Und Danny Kent, Zweiter im Rookies Cup 2010, gewann drei der bislang vier Moto3-Rennen 2015. Beide führen die WM-Tabelle an, Zarco in der Moto2, Kent in der Moto3: der perfekte Beleg für die fahrerische Qualität, welche im Rookies Cup heranreift.

Red Bull Rookies, die den Aufstieg in die Motorrad-WM schaffen, genießen einen enormen Vorteil: Da der Cup ausschließlich im Rahmenprogramm europäischer Motorrad-WM-Läufe auftritt, kennen sie die Rennstrecken bereits aus dem Effeff. Egal ob Jerez, Assen oder Sachsenring – Red Bull Rookies wissen, wo´s langgeht. Ein großes Plus gegenüber Piloten, welche aus einer nationalen Meisterschaft in die WM aufsteigen.

Im Rookies Cup ist Chancengleichheit angesagt: Alle fahren identische KTM RC 250 RB Motorräder, und alle diese Maschinen werden zwischen den Rennen von einem Service-Team zentral gewartet. Da entscheidet ausschließlich die Gashand des Piloten über Sieg oder Niederlage.

Für KTM stellt der Rookies Cup die erste Stufe einer perfekten Nachwuchsförderung dar. „Dank unseres Engagements im Rookies Cup“, sagt KTM Moto3-Projektleiter Christian Korntner, „haben wir einen guten Zugriff, wenn es darum geht, Piloten für unser Moto3-Werksteam aufzubauen.“ Wie wahr, siehe das KTM Werksteam in der laufenden Moto3-WM-Saison: Alle drei Piloten (Miguel Oliveira, Karel Hanika, Brad Binder) entstammen dem Rookies Cup.

Die Red Bull MotoGP Rookies Cup Saison 2015 ist eingeläutet, der Triumphator des ersten Rennwochenendes in Jerez heißt Bo Bendsneyder (Niederlande): Der 16-Jährige, der seine zweite Saison im Cup fährt, gewann beide Läufe. Wer weiß, vielleicht braust Bendsneyder in nicht all zu ferner Zukunft auch in der Weltmeisterschaft zu Siegen.

Bo Bendsneyder Jerez 2015

Bo Bendsneyder Jerez 2015

An erfolgreichen Vorbildern mangelt es Bendsneyder und seinen Cup-Konkurrenten wahrlich nicht. Hier eine Auflistung ehemaliger Red Bull Rookies, die in der Weltmeisterschaft zu Erfolgen fuhren. Von A wie Alt bis Z wie Zarco.

Johann Zarco: Die MotoGP ruft

  • Land: Frankreich
  • Alter: 24
  • Motorrad-WM seit: 2009
  • Fährt derzeit: Moto2-WM bei Ajo Motorsport

Letzter im Alphabet, Erster in unserer Auflistung. Denn kein Red Bull Rookie hat es weiter gebracht als Johann Zarco, der erste Rookies Cup Gesamtsieger (2007). In der 125er-WM 2011 fuhr Zarco zum Vize-WM-Titel und zu seinem ersten WM-Rennsieg. Hätte er sich anschließend in der mittleren Hubraumklasse Moto2 nicht jedes Jahr in einem neuen Team zurecht finden müssen – vielleicht führe er heute bereits in der Königsklasse MotoGP. Denn sein Speed ist unbestritten. Und wie schwärmte doch einst sein Fahrwerkstechniker Stefan Kurfiss: „Unglaublich, wie schnell Zarco die technischen Zusammenhänge begreift.“

Nach drei Moto2-Wanderjahren in den Teams JIR, Ioda und Caterham ist Zarco 2015 wieder bei seinem alten Patron Aki Ajo gelandet. Und es läuft prima: WM-Führung nach dem Sieg in Argentinien und zwei zweiten Plätzen in Austin und Jerez.

Wetten, dass Zarco bereits bei so manchem MotoGP-Team ganz oben auf dem Wunschzettel steht?

Johann Zarco Estoril 2007

Johann Zarco Estoril 2007

Florian Alt: Zweiter Anlauf

  • Land: Deutschland
  • Alter: 19
  • Motorrad-WM seit: 2013
  • Fährt derzeit: Moto2-WM im Octo Iodaracing Team

Einer, der etwas zu groß geraten ist. Wobei, Korrektur: das „etwas“ können wir streichen. 1,88 Meter misst der Rookies Cup Gesamtsieger von 2012 mittlerweile. Florian Alt gewann den Rookies Cup, stieg 2013 in die Moto3-WM ein, schoss während der Saison in die Höhe, blieb die gesamte Saison hindurch punktelos und suchte sein Heil danach auf einer größeren Moto2-Maschine.

Aber nicht in der WM, sondern in der spanischen Moto2-Meisterschaft. Und beendete diese – Hut ab – prompt auf Gesamtrang 2.

2014 nimmt er seinen zweiten Anlauf in der Motorrad-WM. Doch wie bereits 2013 in der Moto3 tut sich Florian Alt auch in der Moto2 schwer: Bei den ersten vier Rennen schaffte er es nicht in die Top-20.

Florian Alt Aragón 2012

Florian Alt Aragón 2012

Luis Salom: Der Beinahe-Weltmeister

  • Land: Spanien
  • Alter: 23
  • Motorrad-WM seit: 2009
  • Fährt derzeit: Moto2-WM bei Páginas Amarillas HP40

Um ein Haar wäre Luis Salom der erste Red Bull Rookie gewesen, der es zu einem WM-Titel geschafft hätte. Über weite Strecken der Moto3-Saison 2013 führte er das Tableau an, doch ein Sturz beim Finale in Valencia ließ den großen Traum platzen. So blieb es (nach dem Vize-Titel 2012, hinter Sandro Cortese) bei WM-Rang 3.

Sein erstes Moto2-Jahr beendete Salom 2014 als guter Achter, in der aktuellen Saison ist der siebte Platz in Jerez sein bislang bestes Resultat.

Luis Salom Assen 2007

Luis Salom Assen 2007

Danny Kent: Was für ein Talent!

  • Land: England
  • Alter: 21
  • Motorrad-WM seit: 2010
  • Fährt derzeit: Moto3-WM bei Leopard Racing

Halten wir´s mit einem Reim: Was für ein Talent – dieser Danny Kent. Drei Siege in vier Rennen, Führung in der WM – der Brite ist derzeit das Maß aller Dinge in der Moto3-WM.

Kents Fähigkeiten wurden schon 2010 offensichtlich, als der Junge aus Chippenham parallel zu seiner Rookies Cup Saison (Gesamtrang 2) seine ersten WM-Rennen bestritt. Zwei Jahre später eilte er mit dem Red Bull KTM Werksteam von Aki Ajo zu zwei Siegen und WM-Rang 4.

Hätte sich Kent, derart beflügelt, doch nur nicht zum Aufstieg in die Moto2 entschieden. Oder, vielleicht treffender: zumindest nicht für das Tech3-Team, wo er mit dem Mistral-Fahrwerk 2013 sang- und klanglos unterging (WM-Rang 22).

Mittlerweile ist Kent wieder zurück in der Moto3 und beweist nun eindrucksvoll, was für ein exzellenter Rennfahrer er ist.

Danny Kent Jerez 2010

Danny Kent Jerez 2010

Karel Hanika: Wann fällt die Mähne?

  • Land: Tschechische Republik
  • Alter: 19
  • Motorrad-WM seit: 2014
  • Fährt derzeit: Moto3-WM bei Red Bull KTM Ajo

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer hat die längste Mähne im ganzen Land? Natürlich Karel Hanika, Rookies Cup Sieger 2013 und anschließend, dank der konsequenten KTM Nachwuchsförderung, direkt ins Moto3-Werksteam befördert. „Karel ist ein sehr guter Entwicklungsfahrer“, sagt KTM Moto3-Projektleiter Christian Korntner. „Seine Aussagen haben Hand und Fuß.“

Mit Rang 18 in seiner Debütsaison in der Weltmeisterschaft 2014 konnte Hanika freilich nicht zufrieden sein. In diesem Jahr läuft es besser: Nach zwei Top-10-Platzierungen in den ersten vier Rennen liegt der Tscheche auf WM-Rang 12.

Wann seine langen Haare dran glauben müssen? Hanika hält sich bedeckt. Wir vermuten mal: nach seinem ersten Podestplatz in der Moto3-WM. Lange dürfte es nicht mehr dauern.

Karel Hanika Aragón 2013

Karel Hanika Aragón 2013

Brad Binder: Familienausflug

  • Land: Südafrika
  • Alter: 19
  • Motorrad-WM seit: 2011
  • Fährt derzeit: Moto3-WM bei Red Bull KTM Ajo

Im Red Bull Rookies Cup gehörte Brad Binder einst zum festen Inventar. Drei Jahre, 2009 bis 2011, fuhr der Junge aus Potchefstroom im Cup. 2011 bestritt er parallel seine ersten WM-Rennen und verpasste beim Debüt in Indianapolis nur knapp die Punkteränge.

Auf unterlegenem Material lieferte Binder in den folgenden zwei Jahren immer wieder prächtige Darbietungen ab, die Belohnung folgte umgehend: die Verpflichtung durch das Red Bull KTM Werksteam für 2015.

Übrigens: Mit Brads jüngerem Bruder Darryn fahren schon zwei Binders in der Moto3-WM, so gerät jeder Grand Prix zu einem Familienausflug. Und raten Sie mal, wo Darryn das Rennfahren gelernt hat, bevor er in die WM aufstieg? Bingo.

Brad Binder Estoril 2011

Brad Binder Estoril 2011

Miguel Oliveira: Mit Verspätung zu KTM

  • Land: Portugal
  • Alter: 20
  • Motorrad-WM seit: 2011
  • Fährt derzeit: Moto3-WM bei Red Bull KTM Ajo

Dumm gelaufen: Miguel Oliveira stand bereits 2012 auf der Wunschliste von Aki Ajo, dem Teamchef des Red Bull KTM Werksteams. Doch Oliveira entschied sich für eine Honda, schaffte damit jedoch nur WM-Rang 8, während der statt ihm verpflichtete Sandro Cortese mit der Werks-KTM zum Titel fuhr.

Nach zwei Jahren bei Mahindra, auf abermals nicht optimalem Material, fand Oliveira 2015 doch noch den Weg ins KTM Werksteam. Pole-Position beim Argentinien GP, Startplatz 2 in Austin, Rennführung bis in die letzte Kurve in Jerez: Oliveira hinterließ von den drei diesjährigen KTM Werkspiloten bislang den stärksten Eindruck.

Im Red Bull Rookies Cup trat Oliveira einst nur sporadisch auf – dafür umso beeindruckender: 2008 fuhr er in drei Rennen zu zwei Siegen. Mit der Verpflichtung durch das Red Bull KTM Werksteam hat sich für den einzigen Portugiesen in der Motorrad-WM nun, sieben Jahre später, der Kreis geschlossen.

Miguel Oliveira Assen 2008

Miguel Oliveira Assen 2008

Jorge Martín: „Sehr, sehr schnell“

  • Land: Spanien
  • Alter: 17
  • Motorrad-WM seit: 2015
  • Fährt derzeit: Moto3-WM bei MAPFRE Team Mahindra

Drei Jahre fuhr Jorge Martín im Red Bull Rookies Cup und seine stete Leistungssteigerung mündete schließlich in den Cup-Gesamtsieg 2014.

Für die Moto3-WM 2015 vertraute sich der Madrilene dem Mahindra-Werksteam an und sorgte bei den Vorsaison-Tests in Jerez prompt für Aufsehen, als er die Bestzeit von Fabio Quartararo nur um wenige Tausendstelsekunden verpasste. In den ersten vier Saisonrennen tat sich Martín jedoch schwer, es blieb bislang bei drei WM-Punkten (Platz 15 in Katar, Platz 14 in Jerez).

Damit bestätigten sich die Worte seines Team-Managers Gino Borsoi. „Jorge ist sehr, sehr schnell“, so Borsoi vor Saisonbeginn. „Trotzdem wird er einige Rennen brauchen, bis er das Niveau der Spitzenfahrer erreichen wird.“ Doch wie schon der Rookies Cup gezeigt hat: Gebt Jorge Martín nur etwas Zeit, dann wird das schon.

Jorge Martín Silverstone 2014

Jorge Martín Silverstone 2014

Jakub Kornfeil: Der Routinier

  • Land: Tschechische Republik
  • Alter: 22
  • Motorrad-WM seit: 2009
  • Fährt derzeit: Moto3-WM bei Drive M7 SIC-KTM

Jakub Kornfeil ist 22 – für die Moto3 ein biblisches Alter. Da überrascht es nicht, dass nur zwei aktuelle WM-Piloten (Efrén Vázquez, Alexis Masbou) mehr Grands Prix absolviert haben als Kornfeil.

Der Rookies Cup Gesamtsieger von 2009 bestritt im selben Jahr seine ersten fünf WM-Rennen, seither gehört er in der untersten Hubraumklasse zum festen Inventar. Allerdings haftet Kornfeil das Prädikat „Nicht-Sesshafter“ an: Mit Loncin, Racing Team Germany, Ongetta, RW Racing, Calvo und dem für 2015 neu gegründeten SIC-KTM-Team hat Kornfeil bereits sechs Teams ausprobiert – zu einem Podestplatz hat´s bisher noch nie gereicht.

Dass der KTM Pilot den nötigen Speed hat, beweisen seine Qualifyings: Im vergangenen Jahr stand Kornfeil zwei Mal in Startreihe 1.

Jakub Kornfeil Sachsenring 2009

Jakub Kornfeil Sachsenring 2009

Fotos: www.ktmimages.com | Red Bull Content Pool