Am Ziel: EJC-Champion Lukas Wimmer

Als Lukas Wimmer vom Finale des European Junior Cup (EJC) in Magny Cours nach Hause kam, erwartete ihn eine schöne Überraschung. 50 Bekannte und Freunde hatten sein Elternhaus in Pischelsdorf, nur ein paar Kilometer von Mattighofen entfernt, festlich geschmückt – mit großem Foto, Fahnen und Siegerkranz – und bereiteten ihm einen Empfang, bei dem der Titelgewinn anschließend bis in die Nacht gefeiert wurde.

 

 

Nach drei Siegen in den ersten sechs Läufen war der 18-jährige Österreicher als klarer Meisterschaftleader nach Frankreich gereist. Dort machte er dann den Sack zu. Mit einem weiteren Sieg am Samstag und einem dritten Platz am Sonntag, an dem ein zweiter Lauf durchgeführt wurde, als Ersatz für das ausgefallenen Monza-Rennen.

 

»In Magny Cours im ersten Rennen lief alles gut, ich gewann mit 2,3 Sekunden Vorsprung«, blendet Wimmer zurück. »Kompliziert wurde es im zweiten Durchgang, weil es zuvor geregnet hatte. Ich bin in Führung auf einem nassen Fleck gestürzt, aber der Spanier Gaston Garcia, der als einziger noch gefährlich werde konnte, ging gleich hinter mir ebenfalls zu Boden. Wir fuhren dann beide weiter und kämpften uns wieder nach vorne. Ich wurde am Ende Dritter, Garcia Vierter.«

 

Mit dem Sieg im KTM-Markencup hat der 18-jährige Österreicher in den letzten fünf Jahren drei Meisterschaften gewonnen: Minibike, Junior-Cup und jetzt die EJC. Dabei verliefen Renneinsätze mit der KTM nicht immer glatt. Beim EJC-Auftakt in Assen stürzte er bei Beschleunigen, weil der Kunstrasen neben der Piste noch feucht von Regen vorher war. In Silverstone rutschte er beim Kampf um die Spitze weg, und kämpfte sich ohne Fussraste und Fussbremse wieder in die Top Ten vor, bevor er wegen fehlender Ölauffangwanne per schwarzer Flagge aus dem Rennen genommen und disqualifiziert wurde.

 

Dafür klappte es anschließend umso besser: Siege in Misano und Brünn, dazu ein zweiter Platz hinter Lokalmatador Orellana. Auch am Nürburgring lief alles wie geschmiert. Wimmer überholte Widersacher Gaston Garcia, machte sich scheinbar mühelos nach vorn aus dem Staub und wurde am Podest mit dem größten Siegerpokal belohnt.

 

Lukas als Naturtalent zu bezeichnen, ist nicht übertrieben. »Der Drang ist einfach da«, antwortet er auf die Frage, warum er Rennen fährt. »Wenn ich im Motorradsattel sitze, muss ich einfach Vollgas geben. Das Gewinnen ist nur die Draufgabe. Das ganze Drumherum und die Kulisse im Motorsport gefällt mir auch sehr gut.«

 

Zuvor fuhr Lukas hier und da Motocross und mit Pocketbikes bevor er 2008 im deutschen ADAC Minibike durchstartete. Nach Gesamtrang 7 im ersten Jahr erkämpfte er in der folgenden Saison den Minibike-Titel. 2010 ging es im ADAC-Junior Cup weiter, auch hier gewann er die Meisterkrone. 2011 erfolgte der Aufstieg in die internationale Deutsche Meisterschaft (IDM), im Freudenberg-Team auf einer Zweitakt-Seel 125 schloss er die Saison auf Platz 12 ab.

 

Eine weitere IDM-Saison wäre zu kostspielig gewesen, deswegen kam der deutlich günstigere European Junior Cup mit der 690er KTM gerade recht. »KTM hat mir beim Bike geholfen, deswegen sind wir mit rund 20.000 Euro über die Runden gekommen. Eine IDM-Saison hätte mehr als das Doppelte gekostet«, zieht Wimmer dankbar Bilanz.

 

Die Umstellung vom Zweitakt-Renner auf die 690er Cup-Duke klappte gut, auch weil der KTM zusätzliche Elektronik-Einstellmöglichkeiten (7 statt 3 in Serie) mit auf den Weg gegeben wurden. »Die Motorbremse liess sich so reduzieren, dazu haben wir eine eher spitze Motorcharakteristik eingestellt. Mit dem breiten Lenker nackt im Wind war es zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, aber am Ende auch kein Problem.«

 

Blondschopf Wimmer geht noch zur Schule. Er besucht eine HTL, wie man in Österreich sagt, also eine »Höhere Technische Lehranstalt«. Das Abitur steht im Sommer 2013 an, danach wird er Mikrobiologie studieren, oder, falls sich die Möglichkeit ergibt, den Sport zum Beruf machen.

 

Lukas, der früher erfolgreich Skirennen fuhr, dazu mit Freude Fußball und Tennis spielt (»Wettkampf ist immer gut«) wird von seinem Onkel Karl-Michael, der Familie und dem Opa nach Kräften unterstützt. »Für mich war der KTM-EJC-Cup optimal. Ich hatte eine Menge Spaß und habe mein Ziel erreicht«, zeigt er sich zufrieden. Auch für nächstes Jahr ist inzwischen eine Entscheidung gefallen. Für das Trackdays-Team wird Wimmer im Rahmen der Superbike-WM in der Superstock-600 Serie antreten. Dafür wünschen wir ihm viel Erfolg.