Warum und wieso: Hintergruende zur KTM 390 Duke

Mit der Vorstellung der Duke 390 hat KTM die beliebte Naked-Bike-Modellfamilie weiter ausgebaut. KTM-Manager Hubert Trunkenpolz erläutert die Hintergründe.

 

Als Hubraumklasse sind 390 Kubik eher ungewöhnlich. Welche Zielsetzung stand hinter dem neuen Duke-Leichtgewicht?

Hubert Trunkenpolz: Zwischen Duke 125/200 und der 690er klaffte eine Lücke, nicht nur mit Blick auf den Hubraum, sondern auch punkto Fahrleistungen. Wir glauben, dass ein Bedürfnis nach einem leichten Motorrad generell vorhanden ist und hoffen gleichzeitig, eine neue Klasse zu etablieren und entsprechende Nachfrage in Gang setzen zu können. Mit Blick auf urbane Mobilität sind kleine Hubräume grundsätzlich attraktiv. Nicht jeder wünscht sich einen plastikverschalten Scooter, um von A nach B zu gelangen. Ein leichtes Motorrad kann ebenso angenehme Dienste leisten und darüber hinaus ein Mehr an Fahrspaß vermitteln. Wir sind guter Hoffnung, dass sich die Duke 390 für eine Vielzahl potentieller Kunden als perfekte Wahl erweisen wird.

 

Was spricht für die 390er und dagegen, sich eventuell doch für eine 690er zu entscheiden?

Hubert Trunkenpolz: Dafür sprechen wenig Gewicht und leichte Manövrierbarkeit, ebenso die geringe Betriebs- und Unterhaltskosten. Es gibt etliche Länder, in denen eine 400er auf Grund der Führerschein-Regularien bevorteilt ist. Mit der Duke 390 sollte der Einstieg in das Motorradleben grundsätzlich leicht fallen, das ist ein wichtiger Aspekt. Beim Motorrad-Einstieg gibt es genug Barrieren und Hindernisse zu überwinden, da kann das Fahren gar nicht einfach genug von der Hand gehen. Auch darauf ist die Duke unsere Antwort.

 

Mit der Vorstellung des Superduke R-Prototyps, der in einem Jahr als Serienmodell folgen wird, wird die Duke-Modellfamilie dann von fünf auf sechs Modelle anwachsen. Welche Zielsetzung wird damit verfolgt?

Hubert Trunkenpolz: Einer Marke wie KTM steht auch bei der Duke-Familie ein Topmodell gut zu Gesicht, bei dem die Ingenieure zeigen könne, was sie zu leisten imstande sind. Der 1290 Superduke kommt auch ein Aushängeschild-Funktion zu. Viel Leistung, wenig Gewicht, modernste Elektronik, mitreißendes Design – da bleiben wirklich keine Wünsche offen.

 

Neue Konzepte erfordern immer auch unternehmerischen Mut. War die Entscheidung zur Entwicklung der 390er nicht auch eine schwierige?

Hubert Trunkenpolz: Glücklicherweise hat auch die Führungsmannschaft bei KTM Benzin im Blut. Als Gerald Kiska uns das Konzept (der 390er) unterbreitete, waren alle sofort begeistert. Weil aber die Finanzkrise auch an KTM nicht spurlos vorbei gegangen ist, mussten wir uns mit der Umsetzung schließlich zwei Jahre gedulden. Das Konzept der Duke 390 wurde intern nie abgelehnt oder gestoppt, wir mussten lediglich den richtigen Zeitpunkt abwarten, das endgültige »Go« dafür zu geben.

 

Die 390er Duke könnte weltweit eine enorm breite Käuferschicht ansprechen. Werden die Stückzahlen Dimensionen ereichen, die für KTM bisher nicht üblich waren?

Hubert Trunkenpolz: Nicht nur das Konzept ist sehr attraktiv, dies gilt auch für die Preisgestaltung. Unsere Erwartungshaltung rangiert deswegen auch eher hoch.

 

Die 390 Duke soll unter 5000 Euro kosten, was eine zusätzliche Verlockung darstellt. Wie ist eine solche Preisgestaltung möglich?

Hubert Trunkenpolz: Wir haben entschlossen flexibel zu reagieren und die Möglichkeiten zu nutzen, die durch die Zusammenarbeit mit unserem Partner Bajaj in Indien möglich sind. Dass KTM-Ingenieure fähig sind, auch in dieser Hubraumkategorie ein modernes und erfolgversprechendes Motorrad zu entwickeln, ist nicht das Thema. Es geht vielmehr um die Einsicht, dass am Ende der Entwicklung auch eine bestimmte Preisschwelle nicht überschritten wird, um am Markt erfolgreich bestehen zu können. Auf einigen europäischen Märkten, vor allem im Süden Europas, ist ein erheblicher Rückgang zu verzeichen. Auf diese Krise mit einem neuen Produkt zu reagieren, dass acht- oder neuntausend Euro kostet, wäre wenig zielführend. Deshalb haben wir einer kostengünstigen Produktion den Vorzug gegeben. Die Duke 390 stellt unter Beweis, dass KTM angemessen verantwortungsbewusst Entscheidungen zu treffen imstande ist, wenn die Umstände dies erfordern.

 

Mit Blick auf 2013 präsentiert sich KTM sehr gut aufgestellt, mit einer Vielzahl neuer, modellgepflegter und durchweg attraktiver Modelle, offroad wie onroad. Auch die Zahlen des letzten Geschäftsjahres sind überaus erfreulich ausgefallen. Als Manager müsste Ihnen derzeit eigentlich das Herz aufgehen.

Hubert Trunkenpolz: Es ist eine Freude, für KTM zu arbeiten, das ist absolut richtig. Unsere Erfolge sind allerdings kein Zufall. Wir sind bestrebt, den Motorradfahrern rund um den Globus ihre Wünsche zu erfüllen. Alle KTM-Mitarbeiter, ob im Marketing, in der Entwicklung oder im Verkauf, sind um maximale Kundennähe bemüht; dazu sind alle sind selbst aktive Motorradfahrer. Wir sind sehr, sehr nah am Markt dran, geben uns Mühe, alle Signale richtig zu deuten und verschliessen uns auch nicht vor neuen und eigenständigen Lösungsansätzen. Der Erfolg bestätigt uns, daran auch zukünftig festzuhalten.

 

Fahren Sie selbst Motorrad?

Hubert Trunkenpolz: Selbstverständlich. Ich habe eine 990 Super Duke und freue mich jetzt schon auf die neue 1290. Längere Touren sind weniger mein Geschmack. Ich bevorzuge erholsame Ausfahrten am Wochenende, auch zusammen mit Bekannten und Freunden.