Jordi Viladoms über seine Vorbereitungen für die Dakar 2015

Mit den finalen Vorbereitungen kurz vor der Dakar beginnt für die KTM Rally-Piloten eine intensive Zeit. Nur mit einer perfekten Vorbereitung ist man dem physisch und mental anspruchsvollsten Rennen der Welt gewachsen. Letztes Jahr rückte Jordi Viladoms kurzfristig ins Red Bull KTM Rally-Werksteam nach und zeigte trotz wenig Vorbereitungszeit auf der KTM 450 RALLY ein herausragendes Rennen, das er hinter seinem Teamkollegen Marc Coma als Zweiter beendete.

Jordi Viladoms KTM 450 RALLY

Jordi Viladoms KTM 450 RALLY 2015

Jordi Viladoms ist ein erfahrener Dakar-Pilot und konnte in diesem Jahr eine problemlose Vorbereitung auf die 14-tägige Dakar in Südamerika absolvieren. Beim letzten Test des Teams vor der Dakar hatte der KTM BLOG die Möglichkeit mit dem Spanier über seine Rennvorbereitungen zu sprechen.

Hi Jordi, schön dich zu sehen – es ist eine hektische Zeit, vielleicht erzählst du uns, was zwischen dem letzten Lauf der Cross Country Rallies Weltmeisterschaft, dem letzten Test mit dem Team und dem Start der Dakar passiert?
„Nach dem letzten Test mit dem Team im November absolviere ich zwei Wochen lang ein sehr intensives Training, um mich physisch auf die Dakar vorzubereiten. Danach trainiere ich wieder mit dem Motorrad und die letzten zwei Wochen vor dem Rennen versuche ich es etwas ruhiger angehen zu lassen, denn bis dahin sollte die Vorbereitung weitestgehend abgeschlossen sein. Die Fitness ist ein grundlegender Faktor, aber nur ein Teil des Ganzen. Nachdem ich meine Taschen gepackt habe, bereite ich mich mental auf das Rennen vor.“

Wie trainierst du, um dich auf die Dakar vorzubereiten?
„Wie auch in der Zeit vor der Saison, trainiere ich viel im Fitnessstudio und mache Kardiotraining auf dem Fahrrad. Außerdem wandere ich auf den 3000 m hohen Berg bei mir zu Hause. Es ist zwar nicht wie bei der Dakar, aber immer noch hoch genug, um einmal in der Woche ein Höhentraining zu absolvieren. Nach abgeschlossenem Training erhole ich mich und komme in guter Form zur Dakar.“

Wie trainierst du auf dem Motorrad?
„Meistens trainiere ich auf meinem Rally-Motorrad, aber da die Dakar-Vorbereitung im Winter stattfindet, wird es irgendwann zu kalt, um zu fahren. Außerdem ist der Boden an manchen Stellen gefroren. Dann absolviere ich kurze Trainingseinheiten, insbesondere für die Balance, mit der KTM FREERIDE 250 R. Das gibt mir ein gutes und sicheres Gefühl und es ist anschließend kein Problem, sich wieder auf das Rally-Bike einzustellen.“

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Jordi Viladoms KTM 450 RALLY 2015

Die Dakar ist eine mentale Herausforderung; so hart zu trainieren und die Konzentration über einen so langen Zeitraum aufrecht zu halten ist anstrengend. Wie gehst du mit diesem mentalen Aspekt des Rennens um?
„Das ganze Jahr über arbeite ich mit einem Sportpsychologen. Das ist hilfreich, um vor und während des Rennens das richtige Maß an Fokus und Konzentration zu finden. Auch wenn etwas Unvorhergesehenes passiert, müssen wir konzentriert bleiben und mental stark sein. Neben dem physischen ist das ein weiterer Aspekt, der viel Training erfordert und für ein langes und intensives Rennen wie die Dakar besonders wichtig ist.“

Was ist mit den Temperaturunterschieden, die extreme Hitze und Kälte? Wie bereitest du dich darauf vor?
„Es ist wirklich extrem. Bei der Dakar geben alle Vollgas und wir erreichen Höhen von bis zu 4000 m, wo es sich anfühlt, als gäbe es keinen Sauerstoff – noch dazu ist es sehr, sehr kalt. Am gleichen Tag, an dem wir um vier Uhr morgens gestartet sind, erreichen wir, wenn wir eigentlich schon erschöpft sind, die Sonderprüfung, bei der es dann Temperaturen von 40/50 Grad haben kann. An einem Tag fahren wir viele Kilometer unter diesen extremen Bedingungen. Man muss ein vielseitiger Fahrer sein, um damit zurechtzukommen, denn diese Umstände lassen sich kaum trainieren. Das Wichtigste ist, physisch und mental stark zu sein.“

Während der Dakar schläfst du nur ein paar Stunden pro Nacht. Wie gehst du mit dem Schlafmangel um?
„Wir trainieren nicht speziell dafür, ich versuche einfach im Kopf stark zu sein. Es gibt viele Dinge, durch die man wichtige Energie verlieren kann, nicht nur der fehlende Schlaf, auch die vielen Stunden ohne etwas zu essen, aber ich bereite mich nicht besonders darauf vor. Während des Rennens versucht man einfach nur sein Bestes zu geben, da stehen die Strapazen nicht im Vordergrund. Trotzdem ist es eine Anstrengung, von der sich der Körper erholen muss und es wäre nicht gut in der Vorbereitung zu versuchen, mit möglichst wenig Schlaf auszukommen und sich schon vor dem Start des Rennens müde zu fühlen.“

Wie erholst du dich nach der Dakar?
„Nach der Dakar ist erstmal Ruhe angesagt, normalerweise so für zwei bis drei Wochen. Die Ruhe und gutes Essen hilft, sich wieder normal zu fühlen. Wie wir uns erholen, also ob wir zu Hause bleiben, in Urlaub fahren oder direkt wieder zur Arbeit gehen, hängt auch davon ab, wie das Rennen gelaufen ist.“

Hältst du dich vor der Dakar an einen bestimmten Ernährungsplan?
„Da ich in den letzten Jahren erkannt habe, dass die Ernährung ein wichtiger Baustein im Gesamtpaket ist, das den Unterschied machen kann, lege ich darauf großen Wert. Ich versuche, mich gesund zu ernähren; möglichst viel Gemüse und wenig Brot und Pasta zu essen, nur dann wenn es Teil meines Ernährungsplans ist. Außerdem esse ich wenig Zucker, was manchmal schwierig ist, aber ich fühle mich besser. Auch während der Dakar versuche ich diese Essgewohnheiten beizubehalten, denn es hilft, das Immunsystem zu stärken.“

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Jordi Vildoms KTM 450 RALLY 2015

Die Rally Dakar startet am 4. Januar in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires und endet dort 13 Tage später am 17. Januar, nachdem die Route durch Bolivien und Chile führte.

Fotos: RallyZone Bauer/Barni | www.ktmimages.com