Panini Tour: Eine Runde in Kolumbien und weiter nach Ecuador

71.500 Gesamtkilometer zeigen die Kombiinstrumente unserer beiden KTM 1190 ADVENTURE Rs, als wir nach einem kurzen Flug über den Darién Gap, die letzte Lücke in der Panamericana, der Straßenverbindung von Alaska nach Feuerland, in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá unsere Panini-Weltreise fortsetzen.

Was hier in Kolumbien sofort auffällt – ganz besonders aus Panama kommend –, ist die Motorradbegeisterung der Bevölkerung. Sehr viele sind hier auf zwei Rädern unterwegs, viele von ihnen, als gäbe es kein Morgen: Ganze Gruppen von Motorradfahrern liefern sich in der Megacity Bogotá ein Wettrennen von Ampel zu Ampel. Und überall, wo wir stehenbleiben, sind wir rasch von neugierigen Motorradfans umgeben, die gerne mit uns fachsimpeln und uns auch öfters mal ein Stück begleiten.

Weil eine Großstadt nicht ganz so spaßig zum Motorradfahren ist, verlassen wir Bogotá relativ bald Richtung Norden. Entlang der Cordillera Oriental, dem Grenzgebirge zu Venezuela, folgen wir einer landschaftlich wunderschönen Strecke hoch Richtung Karibikküste. In regelmäßigen Abständen erblicken wir gigantische Schluchten, in die auch immer irgendwo ein abenteuerlicher Offroad-Weg hinunterführt, wenn man ihn nur zu entdecken weiß. An den Abbruchkanten reihen sich koloniale Dörfer mit den unterschiedlichsten Sehenswürdigkeiten, die alle einen Stopp lohnen: eine unterirdische Salzkathedrale, ein getöpfertes Wohnhaus oder ein Drachenflug-Wettbewerb …

Stärken können wir uns in dieser Gegend mit Fleisch und wieder Fleisch: Auf langen Spießen über offenem Feuer gegrillt, schmeckt „Momona“, Kalbfleisch, genauso gut, wie es der bereits von Weitem heranwehende Duft bereits vermuten lässt …

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Kleine Lektion in einer örtlichen Bäckerei: österreichische „Zöpfe (Flesserl)“ flechten | Little lesson in a local bakery: creating an Austrian plaited loaf (Flesserl)

Mit jedem Kilometer Richtung Norden wird es wärmer. An der kolumbianischen Karibikküste angekommen, läuft uns der Schweiß in Bächen unter unseren Rückenprotektoren entlang. In der Sierra Santa Marta, nur 45 Kilometer von der Küste entfernt, versteckt sich der höchste Berg Kolumbiens – der Pico Cristóbal Colón (5775 Meter) – hartnäckig im Dunst, schickt uns aber jede Menge erfrischende Wasserfälle über seine Hänge entgegen.

Tagsüber hat hier jeder Mühe, sich wachzuhalten. Auch wir überlegen uns jeden Stopp, bei dem wir auf den heißluftföhnwarmen Luftstrom verzichten müssen: egal wie heiß, Hauptsache bewegte Luft! Eine Kuriosität wollen wir uns aber keinesfalls entgehen lassen. Am Ende einer versteckten Piste liegt der unscheinbare, kleine Vulkan namens El Totumo, in den man hineinklettern kann, um sich ein echtes Schlammbad zu verabreichen. Na denn!

Temperaturbedingt hat hier im Norden Kolumbiens auch niemand mehr Lust auf Fleisch am Spieß; hier genießen wir eine riesige Auswahl an frischem Obst, die an jeder Ecke, manchmal von sehr photogenen Obstverkäuferinnen, angeboten wird.

In der schwül-heißen Großstadt Cartagena de India, deren Altstadt von einer massiven, 11 Kilometer langen (!) und begehbaren Stadtmauer umgeben ist, spielt sich das Leben verständlicherweise in der Nacht ab. Da wird auf der Stadtmauer unter freiem Himmel aufgetischt, getanzt, musiziert, gefeiert … bis das nächste Riesengewitter alle und alles wegspült!

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Cordillera de Santa Marta: Hinter den Wolken versteckt sich die höchste Bergspitze Kolumbiens | Cordillera de Santa Marta: concealed behind the clouds is Colombia's highest mountain

Apropos Regenguss und seine Folgen: Von der Atlantikküste Kolumbiens drehen wir wieder Richtung Süden, schließlich ist unser Ziel ja die Südspitze des Kontinents. Plötzlich, ca. 150 Kilometer vor Medellín, ist die extrem kurvige, sehr verkehrsreiche, weil einzige Straße gesperrt. Nichts geht mehr. LKW-Fahrer erzählen uns, dass sie schon 2 Tage warten … Erdrutsch. Nichts Ungewöhnliches in den Bergen hier. Wir schlängeln uns gleich vor bis zum Ort des Geschehens und haben Glück: Als wir die Erdmassen vor uns sehen, ist gerade schon so viel freigeräumt, dass wir mit unseren Motorrädern gut vorbeikommen.

Die Umgebung von Medellín erinnert an das österreichische Alpenvorland: eine Kette grüner Hügel mit Kuhweiden – ein Zentrum der Milchwirtschaft. Mittendrin ragt ein riesiger Felsen unvermittelt aus der Landschaft. El Peñol heißt der Granitmonolith, zu dessen Spitze 679 Stufen zu überwinden sind. Ein sehr beliebtes Ausflugsziel in der Gegend. Wenn man oben aus 200 Metern Höhe die kleinen Inselchen rundherum bewundert, mag man sich gar nicht vorstellen, dass dieses Naturwunder vor 15 Jahren gar nicht besucht werden konnte, einfach weil die Anreise aus Medellín viel zu gefährlich war. Drogenkrieg. Eines seiner Überbleibsel bekommt man bei einer Bootsfahrt am Stausee Guatapé zu sehen: die abgebrannte Villa des Drogenbosses Pablo Escobar.

Medellín ist die, wie wir finden, interessanteste Großstadt Kolumbiens, modern und voller Sehenswürdigkeiten: Ganz besonders beeindruckt haben uns die Plaza Botero mit den dicken Figuren des hier geborenen Künstlers, die Gondel, mit der man über ehemals unbesuchbare Stadtviertel schwebt und das neue „Museo Casa de la Memoria“, das Erinnerungen an den 50 Jahre andauernden Drogenkrieg aufarbeitet. Nichts für schwache Nerven.

Während wir in der Stadt touristisch unterwegs sind, erhalten unsere KTM 1190 ADVENTURE Rs beim KTM-Importeur AUTECO wieder mal einen wohlverdienten Service, einen Satz neue Reifen und einen neuen Blinker. Es ist wohl einiges an Wasser hineingeraten, weswegen er auf den letzten Kilometern hupte, statt zu blinken.

Südlich von Medellín erstreckt sich das Kaffeedreieck Kolumbiens, mit angenehmem Frühlingsklima, entspannten Dörfern, riesigen Palmen und herrlichen Thermalquellen. Hier schmeckt eine Tasse Kaffee richtig gut!

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Fixstarter auf jeder kolumbianischen Speisekarte ist „Bandeja Paisa“: Knacker, Schweinehaut, Banane, Bohnen, Ei, Avocado | "Bandeja Paisa" is a dish that appears on every menu in Colombia and comprises sausage, pork skin, banana, beans, egg and avocado

Südlich der milden Kaffeezone prägen ausgedehnte Zuckerrohrplantagen das Landschaftsbild. Mittendrin Calí, das wir links, also in diesem Fall rechts, liegen lassen: keine Lust auf eine weitere schwül-heiße Stadt. Weiter südlich folgen dann – schon eine Ankündigung Ecuadors – hochgelegene, kahle Berge deren Hänge herrliche Zick-Zack-Pisten zieren.

Eine Passhöhe in den Wolken ist zu überqueren, wenn man zur glasklaren Laguna de la Cocha gelangen möchte. An diesem Bergsee hat´s durchschnittlich 13°C und die Ansammlung bunter Pfahlhäuser an seinem Ufer erinnert ein wenig an Venedig im Winter, und auch hier kennt man „Aqua Alta“, Hochwasser.

Ganz kurz vor der ecuadorianischen Grenze legen wir noch einen Zwischenstopp bei der populären, schwarz-weißen Wallfahrtskirche Las Lajas ein, die durch ihre ungewöhnliche Lage und Konstruktion besonders interessant ist: Eingeklemmt in einem Canyon, ist ihr Unterbau eigentlich eine Brücke. Im Dörfchen neben der Kirche gibt es die Gelegenheit, eine Delikatesse der etwas anderen Art zu probieren: Cuj – das sind große Meerschweinchen vom Spieß. Wir haben´s natürlich gekostet, werden aber eher keine Wiederholungstäter.

Die Grenznähe macht sich bemerkbar: Tankstellen, strategische Talübergänge … alles ist hier dicht bewacht und an Männern mit Maschinengewehren herrscht gewiss kein Mangel.

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Klein-Venedig unter Wasser: das Dorf El Puerto an der Laguna de la Cocha | Little Venice under water: the village of El Puerto near the Laguna de la Cocha lake

So erreichen wir „sicher“ Ecuador, benannt nach der Äquatorlinie, die wir nördlich der Hauptstadt Quito überqueren. Bezeichnenderweise heißt das entsprechende Monument „Mitad del Mundo“, Hälfte der Welt: Ab hier geht unsere Reise auf der Südhalbkugel weiter.

Quito ist die höchstgelegene Hauptstadt der Welt und erstreckt sich über zahlreiche Hügel auf ca. 2.800 Metern Seehöhe. Die Stadt ist umgeben von zahlreichen, auch aktiven Vulkanen, ihre Altstadt ist Weltkulturerbe und vollgestopft mit barocken Kirchen und kolonialen Kunstschätzen. Der Hausberg der Stadt heißt Volcano Pichincha, dessen Spitze wir über eine anspruchsvolle Offroad-Piste erreichen. Der Ausflug in die dünne Luft lohnt sich: Ein herrlicher Blick über Quito und ein in KTM-orange und nur über 3.500 Meter Seehöhe blühender Strauch.

Natürlich ist nicht jede Vulkanspitze mit dem Motorrad zu erreichen. Macht aber nichts, wenn es nicht hinaufgeht, dann kann man ja rundherum fahren. So machen wir es beim höchsten Vulkan Ecuadors, dem 6.310 Meter hohen Chimborazo. Gigantischer Anblick: Die Spitze präsentiert sich beinahe wolkenfrei und vor unseren ADVENTUREs laufen Vicuna-Herden dahin.

Weitere Highlights sind der Blick in den Kratersee Lago de Quilotoa und der Besuch des abgelegenen Dörfchens Salinas, das Besuchern stolz seine zahlreichen Handwerksbetriebe präsentiert: Wollverarbeitung, Spinnerei, Schokolademanufaktur, Steinpilzzucht (mit Export nach Europa).

Unterwegs durch das Hochland von Ecuador begegnen wir immer wieder dem einen oder anderen bunten Straßenumzug; hier wird gerne gefeiert.

Interessantes, sehr buntes Treiben herrscht auch auf dem Viehmarkt des kleinen Städtchens Guamote. Hier wechseln nicht nur dürre Pferde, zottelige Esel und jede Menge Meerschweinchen aller Größen den Besitzer, hier begegnet uns auch das schrägste „Streetfood“: ein ganzes Schwein, ausgebreitet, von dem Marktfrauen auf Wunsch kleine Stückchen zum Verkosten abschneiden.

Aus der Stadt Cuenca im Süden Ecuadors stammt ursprünglich der Panamahut. Wir besuchen den Handwerksbetrieb Homero Ortega, wo die berühmten Strohhüte seit fünf Generationen geflochten, gefärbt, gepresst und verkauft werden. Nur schade, dass sich diese elegante Kopfbedeckung so schlecht auf einem Motorrad transportieren lässt.

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„Mitad del Mundo“ oder die Hälfte der Welt: Einer von uns auf der Nordhalbkugel, einer auf der Südhalbkugel – zwischen uns der Äquator | "Mitad del Mundo" or middle of the world: one of us in the northern hemisphere, one in the southern hemisphere – between us the equator

Ecuador ist vielfältig und besteht nicht nur aus kühlem Andenhochland, ganz im Gegenteil! Die Provinzen der Pazifikküstenebene, „Costa“ genannt, bilden das tropische Ecuador, hier ist das Land des Kakaos und der Schokolade (in Ecuador gibt´s sehr leckere Schokolade), der Bananenplantagen und der weniger angenehm riechenden Palmölfabriken.

Entlang der gesamten Pazifikküste Ecuadors laden kleine Touristenorte an meist wilden Stränden zu einer Erholungspause vom Motorradfahren ein: Füße in den Sand, Bananenchips in den Mund, genießen!

Guayaquil, Ecuadors größte Stadt und das Wirtschaftszentrum des Landes, liegt am breiten, schlammig-braunen, träge dahinfließenden Rio Guayas. Der älteste Teil der Stadt verteilt sich über einige Hügel, die man nur zu Fuß über hunderte Stiegen erklimmen kann. Hier wohnen die Menschen dicht aneinander, klebt ein bunt bemaltes Haus am nächsten, eine Bar neben der anderen. Passend stillen wir unseren Durst mit einem Bier der Marke „Latitud Cero“ (Breitengrad Null), angeblich mit bayrischem Hopfen gemacht.

Ein Kuriosum: Mitten in einem Park der 3-Millionen-Stadt tummeln sich vor der Kathedrale, zu Füßen der Reiterstatue Simon Bolívars, eine raue Menge grüner Landleguane – im Gras, auf Bäumen, im Wasser. Ein beliebtes Fotomotiv bei den Touristen.

Von Guayaquil ist es nicht mehr weit zu Chocolatera, einer kleinen Halbinsel im Pazifik und dem westlichsten Punkt Südamerikas – wir entschließen uns zu einem Abstecher: vor uns nur mehr wilde Brandung und endloses Wasser, hinter uns der „gesamte“ südamerikanische Kontinent, zu unseren Füßen Seelöwen. Wir denken an den Moment unserer Panini Tour zurück, zugegeben schon eine Weile her, als wir mit unseren ADVENTUREs von der Küste Neuseelands nach Südamerika „herüberschauten“.

Dann aber heißt es wieder Meter machen. Statt über die gut ausgebaute Küstenstraße am Pazifik, wollen wir im Landesinneren nach Peru einreisen: Da soll es eine interessante Piste durch den Dschungel geben, gleich südlich von Vilcabamba. Und tatsächlich: Auf einer von Nebel und Regen in Matsch verwandelten Staubstraße schlittern wir nur ein paar Tage später, freiwillig Kräfte verschwendend, Richtung Peru.

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Parque Seminario: Mitten in der 3-Millionen-Stadt Guayaquil tummeln sich grüne Landleguane | Parque Seminario: in the heart of Guayaquil, a city of 3 million inhabitants, there are plenty of green land iguanas going about their business

Wenn man schon mal hier in Ecuador ist, dann muss es einfach sein: Wir veredeln unsere Panini Tour mit einem kleinen Abstecher nach Galapagos, leider ohne unsere ADVENTUREs, die müssen am Festland bleiben. Das 1000 Kilometer vor der ecuadorianischen Küste direkt am Äquator gelegene Archipel ist eine echte Sensation. Wir haben die Gelegenheit auf drei Inseln den Spuren Charles Darwins zu folgen, die einzigartigen Tier- und Pflanzenarten zu beobachten und sind fasziniert: von seltsamen Farnen und herrlichen Blüten, von stoischen Riesenschildkröten, aufgeblasenen Fregattvögeln, Blaufußtölpeln, winzigen, furchtlosen Darwinfinken, von Pinguinen, Meeresechsen und Haien. Atemberaubend!

Unsere Schlussfolgerung: Absolut unverständlich, warum Menschen auf den Mond fliegen wollen, wo die Erde doch so wunderschön ist!

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Wanderung auf Isla Isabela – hätten wir doch unsere ADVENTUREs dabei! | A walk on Isla Isabela – if only we had our ADVENTUREs with us!

Fotos: Barbara Kenedi


Info: Around the world – Panini Moto Tour
Barbara Kenedi, bei KTM in Mattighofen beschäftigt, und Lebensgefährte Peter sind auf Abenteuer-Tour rund um die Welt. Warum der geheimnisvolle Name Panini? Weil so die Katze der beiden heißt, die zwischendurch natürlich in Pflegehänden bestens aufgehoben ist.

Das reiselustige Duo, seit März 2013 mit zwei KTM 1190 ADVENTURE R auf Achse, absolviert die Weltreise nicht am Stück, sondern in Etappen. Die erste große Etappe führte von Österreich nach Ulang Bator, der Hauptstadt der Mongolei. Fortgesetzt wurde die Weltreise auf dem australischen Kontinent von Darwin aus. Darauf folgte Neuseeland und, als erste Station durch Nordamerika, die Querung von Alaska bis nach Kalifornien, bevor der südamerikanische Kontinent in Angriff genommen wurde.

Das Marathon-Vergnügen mit dem Titel „Around the world – Panini Moto Tour” kann auf Facebook verfolgt werden, allerdings nur nach vorheriger Anmeldung.

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