WAS ICH AUF 30.000 KM MIT DER KTM 890 ADVENTURE GELERNT HABE

Von den Bergen Griechenlands bis zu den italienischen Alpen, über die Grenze nach Österreich und zuletzt entlang der Ostküste Australiens: Was ich auf 30.000 km mit der neuesten Generation der KTM 890 ADVENTURE gelernt habe.

Von Paolo Cattaneo

Paolo Cattaneo – Weltenbummler und ADVENTURE-Botschafter beim Launch der KTM 890 ADVENTURE in Griechenland 2020
PC @francescmonterophoto

Im Laufe der vergangenen sechs Jahre habe ich mit meiner guten alten KTM 1190 ADVENTURE über 200.000 km zurückgelegt. Wir durchquerten zusammen mehr als 45 Länder und erlebten viele Abenteuer. Ich hatte Bedenken, ob ich jemals einen würdigen Ersatz für so ein zuverlässiges Motorrad finden würde.

Bronte – Paolos Begleiter auf seiner Weltreise auf über 200,000 km
PC @PaoloCattaneo

Vor etwas mehr als einem Jahr durfte ich an der Präsentation der brandneuen KTM 890 ADVENTURE teilnehmen, was sich als Beginn eines coolen Abenteuers herausstellte. Ich durfte mir vom Hauptquartier von KTM in Österreich ein brandneues Bike abholen und damit durch Italien bis nach Griechenland fahren. Die darauffolgenden Monate verbrachte ich damit, das Bike bei allen möglichen Bedingungen zu testen.

Drüben in Sydney, Australien, fand ich mich im Sattel einer weiteren KTM 890 ADVENTURE des Modelljahres 2022 wieder. Insgesamt habe ich auf KTMs Mittelklasse-Offroad-Reisemaschine bis dato 30.000 km zurückgelegt.

Österreich, Italien, Griechenland und Australien (am Foto) – Paolo hat schon viel Zeit im Sattel der KTM 890 ADVENTURE verbracht
PC @PaoloCattaneo

Das Handling

Das Wichtigste, was die KTM 890 ADVENTURE gegenüber den älteren KTM ADVENTURE-Bikes auszeichnet, ist ihre Manövrierbarkeit. Sie ist wesentlich weniger wuchtig und bei ihrem Design wurde das Augenmerk vor allem auf die Gewichtsverteilung gelegt. Zweifellos verbessert die Tatsache, dass sich die überwiegende Masse des Motorrads unter der Sitzbank befindet, die Stabilität und das Fahrerlebnis.

Dieses neue Design kommt von den Rally-Bikes und hat viel dazu beigetragen, das Bike bei hohen Geschwindigkeiten stabil zu machen. Insbesondere gefällt mir, wie leicht und agil sich die KTM 890 ADVENTURE im Vergleich zur KTM 1190 ADVENTURE anfühlt – besonders in der Stadt und auf schmalen Bergstraßen. Das Bike fährt sich wendig, stabil und seine Power lässt sich viel besser kontrollieren als bei den Vorgängermodellen.

Die wendige KTM 890 ADVENTURE ist perfekt für enge Bergpässe
PC @RudiSchedl

Mit meiner 1190 hatte ich oft zu kämpfen gehabt – besonders abseits der Straße. Oftmals musste ich das Ding „hart anfassen“, um mich aus verzwickten Situationen zu befreien. Wie damals, als ich an einem Strand im Paracas-Nationalpark in Peru im Kies stecken blieb. Das Bike versank genau dort, wo sich die Wellen brachen. Die Flut kam und ich hatte nicht viel Zeit, das Bike da wegzubekommen.

Ich musste es mehrmals von einer Seite auf die andere rollen, um das Hinterrad aus diesem Loch zu bekommen! Dazu muss man wissen, dass meine KTM 1190 ADVENTURE mit vollem Tank über 240 kg wog – ich kam also ordentlich ins Schwitzen. Auch mit der KTM 890 ADVENTURE blieb ich einmal stecken – an einem Strand auf der griechischen Insel Kreta. Und da war es nicht so ein Akt, das Bike wieder flott zu bekommen.

Offroad-Fahren mit der großen KTM 1190 ADVENTURE kann manchmal echt anstrengend werden
PC @PaoloCattaneo

Die Performance

Meiner Meinung nach ist der Reihen-2-Zylinder der KTM 890 ADVENTURE der beste Motor der Welt in der Mittelklasse. Er ist leistungs- und drehmomentstark sowie laufruhig bei niedrigen Drehzahlen. Seine vier Fahrmodi (mit dem optionalen RALLY-FAHRMODUS) erlauben dem Fahrer, zu wählen, wie viel Power für die jeweiligen Fahrbedingungen und -untergründe notwendig ist.

105 PS und 100 Nm Drehmoment sind ausreichend – selbst für Leute wie mich, die an den alten LC8-Motor mit 150 PS gewöhnt waren. Tatsächlich war ich anfangs etwas skeptisch, auf ein Bike mit schwächerem Motor umzusteigen. In Wirklichkeit aber ist der kleinere Hubraum eine fundamentale Änderung … zum Guten! Der alte LC8 war ein guter Motor und glänzte vor allem über 5.000 U/min.

Im Vergleich liefert der neue Reihen-2-Zylinder seine Power linearer über das gesamte Drehzahlband ab, wodurch er vor allem offroad einfach zu fahren ist. Bei diesem Motor wird die Leistung gleichmäßiger abgegeben, was die KTM 890 ADVENTURE zu einer ausgeglicheneren Maschine für alle Situationen macht. Der größere und stärkere 1190er-Motor war für lange Tage im Sattel besser geeignet, aber dieser vielseitigere Motor in der 890 ist variabler und ideal für alle Arten des Fahrens.

Der vielseitige Motor der KTM 890 ADVENTURE ist ideal für alle Arten des Fahrens
PC @RudiSchedl

Als ich in den Anden und den Rocky Mountains unterwegs war, genoss ich die Vorzüge des 1190er-Motors – besonders, wenn ich schwer beladen war. Der Motor der 890 aber war stark genug, um mich und mein Gepäck auf gewundenen Straßen die italienischen Alpen und auf Schotterpfaden die Berge Griechenlands hinaufzubringen.

Coole neue Technologien

Die Elektronik interessiert mich bei modernen Motorrädern immer am meisten. Und ich muss sagen, die KTM 890 ADVENTURE hat eine wesentlich ausgereiftere Elektronik an Bord als mein altes Schlachtross. Zum Beispiel lernte ich schnell zu schätzen, dass man das ABS während der Fahrt in den Offroad-Fahrmodus schalten kann. Aber auch die optionale Geschwindigkeitsregelanlage und den Quickshifter+, zusammen mit der Schlupfanpassung, die Teil des neuen RALLY-FAHRMODUS ist, waren eine echte Hilfe.

Steile Wege mit losem Untergrund – kein Problem für Paolo und die KTM 890 ADVENTURE
PC @francescmonterophoto

In Brasilien blieb ich mit meiner KTM 1190 ADVENTURE öfter im Sand stecken; und selbst das Deaktivieren der Motorrad-Traktionskontrolle half mir kaum dabei, sie da herauszubekommen. Bei der KTM 890 ADVENTURE kannst du mit der Schlupfanpassung hingegen selbst bestimmen, wie stark das Hinterrad durchdrehen soll. Und die Traktionskontrolle hilft wirklich – besonders auf weichen oder rutschigen Untergründen. Es ist kontraproduktiv, wenn das Hinterrad unkontrolliert durchdreht und sich so nur weiter eingräbt.

Ein anderes Mal – während der letzten ADVENTURE RALLY in Griechenland – erwies sich ein steiler Hügel mit losem Schotter und großen Felsen als Herausforderung für alle „Old-Schoolers“ auf ihren Bikes ohne Schlupfanpassung. Die Fahrer der neuen Bikes hingegen stellten ihre Schlupfanpassung von 5 auf 7 (die Einstellung reicht von 1 bis 9) und erklommen den Hügel problemlos, während sich die Technologie um die Traktion kümmerte.

Die Details machen den Unterschied

Meine alte KTM 1190 ADVENTURE hatte das elektronische WP-Fahrwerk, während die KTM 890 ADVENTURE mit dem neuen, manuell einstellbaren Fahrwerk vom Typ WP APEX bestückt war. Die Federung meiner 1190 musste bei mir eine Menge mitmachen, schließlich fuhr ich über 190.000 km damit herum – meistens voll beladen, auf schlechten Straßen, bei Hitze und Kälte. Und ich kann mich nicht beschweren. Die neue Federung vom Typ WP APEX mit einstellbarer Zug- und Druckstufe an meiner KTM 890 ADVENTURE brachte mich sicher durch eine ADVENTURE RALLY und viele Tage auf den Offroad-Straßen der Berge Griechenlands.

Sie spricht offroad hervorragend an und auch auf Asphalt genoss ich ihre Performance. Angesichts der Tatsache, dass ich kein Profi bin und auch nicht wie Chris Birch von drei Meter hohen Felsen springe, denke ich, dass die WP APEX mehr als in der Lage ist, mich sicher um die ganze Welt zu bringen.

Paolo erkundet Griechenland auf seiner vollbepackten KTM 890 ADVENTURE
PC @JamesLissimore

Wenn es dieses Bike im Jahre 2015 – als ich mit meiner Weltreise begann – schon gegeben hätte, wäre meine Wahl sicher auf dieses gefallen. Es ist leichter, besser bei niedrigen Drehzahlen, einfacher zu manövrieren und viel sparsamer. 105 PS reichen locker aus, um Spaß zu haben – selbst bei voller Zuladung.

Obwohl ich es genoss, mit meiner 1190 die halbe Welt zu bereisen, muss ich sagen, dass die technischen Fortschritte in diesen neuen Modellen Respekt verdienen. Der vielseitigere 890er-Motor sorgt zusammen mit dem kultivierteren Quickshifter+, der Geschwindigkeitsregelanlage und der Schlupfanpassung dafür, dass dieses Bike angenehmer zu fahren ist.

Die Fahrmodi der KTM 890 ADVENTURE können ganz leicht angepasst werden
PC @RudiSchedl

Und schließlich verbessert das wesentlich geringere Gewicht der KTM 890 ADVENTURE die Alltagstauglichkeit dieses Bikes deutlich. Insgesamt ist dieses Bike beim Erkunden von Bergstraßen und Offroad-Pfaden leichter zu fahren.