EICMA-Show-Highlight 2016: 790 DUKE-Prototyp

Am KTM-Messestand auf der EICMA gab es letzte Woche eine ganze Reihe kleiner, frischer ‘oranger’ Details zu entdecken. Im Mittelpunkt stand ganz klar der erste, geräuschvolle Auftritt der neuen 790 DUKE. Wir sprachen mit Produktmarketing-Manager Adriaan Sinke über den Prototypen, über den alle sprachen …

KTM 790 DUKE-Prototyp

KTM 790 DUKE-Prototyp

Da ist diese Lücke in KTMs wachsender Street-Modellreihe, wie geschaffen für ein Bike wie die 790. Mit dem Prototypen, der letzte Woche in Mailand präsentiert wurde, schließt KTM die Lücke zwischen 690 DUKE und 1290 SUPER DUKE R und erzielt den beabsichtigten Effekt: der leichte, kompakte Prototyp verspricht radikales Design, fortschrittlichste Elektronik und ein unvergessliches Fahrerlebnis. Neben den Updates der aktuellen Modelle – alle beachtenswert – ist die 790 ein neues, erfreuliches Angebot, das wahrscheinlich für das größte Interesse und Aufsehen am KTM-Stand sorgte, seit das ‘Beast’ vor vier Jahren an gleicher Stelle enthüllt wurde.

Die Reaktion der Messebesucher war interessant, als Moto3-Weltmeister Brad Binder den 140db lauten Prototypen geräuschvoll enthüllte. Der Showrauch verlieh der 790 zusätzlich eine besondere Atmosphäre. „Der 800er Markt ist einer der größten und wichtigsten weltweit und wir wollten ihn auf die bestmögliche Weise betreten“, sagte Chief Sales Officer Hubert Trunkenpolz während der Präsentation.

„Wenn man das Bike sieht und hört, wirkt es sehr eindrucksvoll“, sagt Adriaan Sinke. „Natürlich wird es so, wie es aktuell ist, nicht in die Serienproduktion gehen, aber es vermittelt einen ersten guten Anhaltspunkt, welches Ziel wir mit diesem Projekt verfolgen; es ist ziemlich aufregend.“ Lukas Frey, Projektmanager Street, nickt zustimmend mit strahlenden Augen.

Brad Binder (RSA) KTM 790 DUKE-Prototyp EICMA (ITA) 2016

Brad Binder (RSA) KTM 790 DUKE-Prototyp EICMA (ITA) 2016

Das Problem für die Öffentlichkeit, KTM-Fans, Fahrer und potenzielle Käufer der 790 ist der Unterschied zwischen dem Bike, das auf der EICMA das Interesse weckte und dem, was letztendlich bei den Händlern stehen wird. Denn die 790 schaffte es in Italien auch dank eines 3D-Druckers auf die Bühne. Allerdings ist die 1290 SUPER DUKE R ein ziemlich gutes Beispiel dafür, dass das Serienmotorrad durchaus Ähnlichkeit zum Show-Modell haben kann.

„Wenn man sich das Bike anschaut, ist ziemlich schnell klar, dass es wegen der 3D-gedruckten Teile so nicht in Serie gehen kann“, erklärt Sinke. „Wenn wir über Homologation sprechen, dann ist es nicht möglich, mit dem derzeitigen Bike einen Standard zu erreichen. Dennoch zeigt es sehr gut das allgemeine Design, die Kompaktheit und die aktuellen Komponenten sind sehr nah an dem, wie sie in Serie aussehen werden.“

Alex Hofmann & Hubert Trunkenpolz KTM 1290 SUPER DUKE R MJ17 EICMA (ITA) 2016

Alex Hofmann & Hubert Trunkenpolz KTM 1290 SUPER DUKE R MJ17 EICMA (ITA) 2016

Wie das ‘Beast’ ist auch der 790 Prototyp eine extreme Form eines Motorrades; gleichermaßen designt, um eine Reaktion zu provozieren und um zu zeigen, wie ein Naked Bike aussehen kann. Nicht umsonst erhielt der Reihen-2-Zylinder den Beinamen ‘Das Skalpell’. Besteht eigentlich die Gefahr, mit einem Prototypen zu weit zu gehen? „Es ist ein Prototyp … und die sollen wild sein“, sagt Sinke. „Du musst der Welt zeigen, wie verrückt du sein kannst. Irgendwann kommen Licht, Spiegel, Kennzeichenhalter und andere Teile hinzu, aber der Prototyp ist die Essenz eines Motorrades.“

„Du musst dich selbst herausfordern und den nächsten Schritt wagen“, erzählt er weiter. „Ich arbeite gerne mit Kiska [österreichische Designagentur] und genauso geht es vielen anderen im Werk, weil Kiska immer versucht, an die Grenzen und einen Schritt weiter zu gehen. Craig Dent [Kiska-Chefdesigner] sagte vor Kurzem, dass sie gerne ein bisschen ‘frech’ sind und ihre eigene Sicht- und Herangehensweise an KTM-Projekte haben. Ein Ingenieur versucht, Probleme zu lösen, während ein Designer immer das Äußerste will; aus dieser Kombination entsteht etwas besonderes. Genau das haben wir mit Kiska und der Beweis sind unsere Serienbikes und insbesondere die Prototypen.

Aber es ist nicht einfach ein statischer Prototyp. Dieses Bike kann gefahren werden. Lukas Frey hat während der Entwicklungszeit schon einige Runden mit seinem Baby gedreht. „Wenn du mit diesem Bike fährst, dann merkst du, wie nah wir der ursprünglichen Vorgabe gekommen sind: ‘Ein leichtes, extrem wendiges Bike mit sehr präzisem Handling.’ Und auch wenn es weniger Leistung hat als die 1290 SUPER DUKE R, hat es ein viel besseres Leistungsgewicht als die 690 DUKE. In Sachen Motorcharakteristik fühlt es sich eher an wie ein V2. Das ist ein Aspekt, auf den ich sehr stolz bin: es hat einen ruhigen Charakter, aber wenn du beschleunigen willst, dann musst du nur am Gas drehen. Geschwindigkeit liegt diesem Bike einfach im Blut.

Zwar sagt KTM, dass der 790 Prototyp ein wichtiger (und vielleicht der letzte?) Teil des Street-Katalogs ist, aber besteht nicht auch die Gefahr, dass Kunden, die sich für eine 690 oder 1290 interessieren, 2018 vor einer verwirrenden Wahl stehen, wenn die 790 auf den Markt kommt? Sinke zeigt sich unbeeindruckt: „Nein, ich denke, dass beide ihre eigenen Zielgruppen haben. Die 690 ist auch leicht und präzise, aber es ist ein 1-Zylinder, eine etwas andere Art von Bike mit ein bisschen weniger Leistung. Die 1290 ist wahrscheinlich das Bike, das sehr viele Fahrer anstreben und die 790 ist nun der perfekte Zwischenschritt, mit dem wir die Lücke in unserer Modellreihe schließen können. Wir haben viel Erfolg mit unseren kleineren Bikes, genauso wie mit den größeren und der 690 … aber da war dieser Mittelteil, wo wir nicht in der Lage waren, dem Street-Kunden etwas anzubieten und ich denke, nun haben wir die perfekte Lösung.“

Fotos/Video: KTM