Interview des Monats: Laia Sanz – Zeit für Rallys

Mit einem komfortablen Vorsprung auf den zweiten Platz in der Frauenklasse der Enduro-Weltmeisterschaft hat Laia Sanz Zeit, sich auf ihr anderes großes Ziel zu konzentrieren – bei der Rally Dakar ein weiteres Mal zu glänzen; die Vorbereitungen auf das Rennen im Januar beginnen in Kürze.

Der KTM BLOG traf Laia nach ihrem dritten Doppelsieg in Folge beim Enduro-Grand Prix in Belgien.

Laia Sanz KTM 350 EXC-F Belgium 2015

Laia Sanz KTM 350 EXC-F Belgien 2015

Zunächst einmal für alle, die es vielleicht nicht wissen: Du hast zahlreiche Trial-Weltmeisterschaften gewonnen, bevor du in die Enduro-Weltmeisterschaft gewechselt bist. Warum dieser Wechsel?
„Mit dem Trial fahren habe ich schon sehr früh begonnen. Nach vielen Jahren und vielen großartigen Erinnerungen in der Trial-Szene, habe ich entschieden, mich in Zukunft auf Rallys zu konzentrieren. Das war schon immer ein großer Traum. In der Zwischenzeit habe ich mit dem Enduro fahren angefangen, um mein Fahrkönnen weiter zu verbessern und mich auf die Rallys vorzubereiten.“

Warum hast du dich für die Saison 2015 zum Wechsel auf KTM entschieden?
„Zuallererst muss ich sagen, dass der Wechsel auf KTM für meine Karriere einen großen Schritt vorwärts bedeutet. Ich bin sehr glücklich über diese Entscheidung. Wir alle wissen, dass KTM ein sehr erfahrenes Rally-Team hat. Als Teil eines solchen Teams kann ich so viele Dinge lernen und mich verbessern. Mich steigern und jeden Tag etwas neues lernen, ist mein wichtigstes Ziel und einer der Hauptgründe für meinen Wechsel auf KTM.“

Laia Sanz KTM 350 EXC-F Belgium 2015

Laia Sanz KTM 350 EXC-F Belgien 2015

Unter all den KTM Motorrädern, die du in der Enduro-WM hättest fahren können, hast du dich für die 350 EXC-F entschieden? Warum?
„Vor drei Jahren, als ich noch für GasGas fuhr, bin ich ein paar Rennen mit einem Motorrad gefahren, das ich mir von einem Freund geliehen hatte. Es war eine KTM 350 EXC-F und ich mochte sie auf Anhieb. Als ich dann zu Beginn des Jahres meinen Vertrag bei KTM unterschrieb, musste ich mich für ein Bike entscheiden, mit dem ich die Rennen fahren wollte. Ich hatte zu dieser Zeit noch keine anderen Bikes getestet, also entschied ich mich einfach für die 350 EXC-F. Es ist das Motorrad, das am besten zu meinem Fahrstil passt, sehr ausgeglichen und in Sachen Leistung der 450 – unserem Rally-Bike – sehr ähnlich.“

Du fährst eine großartige Saison in der Enduro-Weltmeisterschaft; du feierst nichts als Siege. Hast du erwartet, dass die Dinge mit deinem neuen Team so einfach sein würden?
„Teil des KTM Werksteams zu sein, macht es so leicht. Alles ist einfacher, von der Reise zu den Rennen bis hin zum Rennen selbst. Um dich herum hast du viele Leute, die dir helfen und sehr erfahrene Mechaniker. Um ehrlich zu sein, habe ich nicht erwartet, alle Rennen zu gewinnen, besonders nicht die ersten. Nach der Dakar 2015 habe ich nicht viel Zeit auf Motorrädern verbracht; zuerst sollte meine Schulterverletzung ausheilen. Wenn du das Motorrad wechselst, dann braucht es etwas Zeit, um sich darauf einzustellen. Aber obwohl alles neu war, waren die Ergebnisse perfekt. Es ist toll alle Rennen vor dem Finale in Frankreich im Oktober gewonnen zu haben, denn jetzt brauche ich erstmal nicht mehr über die Enduro-WM nachdenken und kann mich voll und ganz auf das Rally-Training konzentrieren.“

Hast du das KTM Rally-Motorrad schon getestet?
„Vor ein paar Wochen habe ich begonnen, ein KTM Rally-Serienmotorrad zu testen. Zu Beginn war ich ziemlich überrascht. Es ist so ein starkes Motorrad, ich kann nur erahnen, wie gut dann erst das Werksmotorrad sein muss. Es ist so stabil, ein großer Vorteil bei langen Rennen wie der Dakar. KTM hat die Dakar über so viele Jahre gewonnen und das auch dank diesem herausragenden Motorrad. Wir müssen noch ein bisschen an den Federelementen arbeiten und ich muss viel mehr Zeit auf dem Motorrad verbringen, um mich daran zu gewöhnen, aber mein anfängliches Gefühl ist sehr positiv und das ist ein guter Start für die Arbeit mit einem neuen Team.”

Laia Sanz KTM 350 EXC-F Belgium 2015

Laia Sanz KTM 350 EXC-F Belgien 2015

Was war dein erster Gedanke, als du von Marc Comas Rücktritt gehört hast?
„Ich kenne Marc und bin daher sicher, dass er viel über diese Entscheidung nachgedacht hat und es das beste für ihn ist. Ich persönlich bin ein bisschen traurig, denn ich bin erst vor Kurzem ins Team gekommen und hatte gehofft, mehr Zeit mit ihm verbringen und von ihm lernen zu können. Zu Jahresbeginn bin ich nur Enduro gefahren, hatte also keine wirkliche Chance, ein Rennen mit ihm zu fahren. Marc hat entschieden, dass es für ihn der richtige Zeitpunkt ist, aufzuhören und sicherlich hat er viele Pläne für die Zukunft. Ich wünsche ihm viel Glück. Aber wir haben viele talentierte Fahrer wie Jordi Viladoms in unserem Team, der schneller ist als ich und von dem ich lernen kann.“

Ist Marc jemand, zu dem du als Persönlichkeit und Sportler aufschaust?
Marc ist ein Topfahrer mit einer großartigen Persönlichkeit und viele in Spanien und an anderen Orten der Welt träumen davon, in seine Fußstapfen zu treten. Er ist super im Umgang mit den Medien und jeder mag ihn. Marc ist der perfekte Fahrer; er ist nicht nur schnell, er fährt auch sehr intelligent, ist mental stark und hat immer eine gute Strategie. Ein gutes Gesamtpaket für ein Rennen wie die Dakar. Ich denke, er hätte noch ein Jahr dranhängen sollen. Er hätte die Dakar 2016 erneut gewinnen können und so mit Stephane Peterhansels sechs Siegen gleichziehen können. Er hat nach wie vor das Talent und das Können, um zu gewinnen, aber wenn der Kopf nicht mehr will, dann gibt es nichts, was du dagegen tun kannst. Es ist nicht immer einfach zu gewinnen und du spürst eine Menge Druck.“

Laia Sanz KTM 350 EXC-F Belgium 2015

Laia Sanz KTM 350 EXC-F Belgien 2015

Neben deinen ganzen Rennverpflichtungen hast du vor Kurzem auch noch die Goldmedaille bei den X-Games gewonnen. Was bringt dich dazu, jedes Jahr in die USA zu reisen?
„Ich liebe EnduroCross. Es ist eine ganz andere Art von Rennen. Die amerikanischen Fahrer sind daran gewöhnt, daher ist es nicht einfach dort rüberzufliegen und gegen sie anzutreten. Dieses Jahr kam mir die Strecke fast vor wie bei einem Supercross-Rennen und ich bin nicht besonders gut bei den Sprüngen. Ich würde gerne mehr EnduroCross-Rennen fahren … es ist ein tolles Event für meine Sponsoren und ein Fahrer, der gute Ergebnisse einfährt, kann gut verdienen. Allein wegen der riesigen Dimensionen ist dieses Event großartig. Aber nach wie vor verfolge ich den Plan, alle Energie in den Rally-Sport zu stecken. Eines haben die Rennen in den USA aber gebracht: nach jedem Rennen in den USA habe ich mehr Follower in den sozialen Netzwerken.“

Was denkst du über die geänderte Strecke der Dakar 2016? Nach einem unglaublichen neunten Gesamtrang in diesem Jahr, was sind deine Ziele für das nächste Jahr?
„Es ist schade, dass Chile nicht mehr dabei ist, aber ich verstehe auch, dass es nach den Naturkatastrophen ein notwendiger Schritt war. Gleichzeitig liebe ich Peru und freue mich darauf, dort wieder zu fahren. Vor ein paar Jahren sind wir schon einmal in Peru gefahren, eine großartige Herausforderung, für die man gut navigieren musste. Das ist zum Glück meine Stärke. Wir haben noch einen langen Weg vor uns, bevor das Rennen beginnt, aber mein Plan ist, einfach auf das gute Ergebnis von diesem Jahr aufzubauen und zu versuchen, mich zu verbessern.“

Fotos: Future7Media