Auf grosser Tour: Der längste Tag

1600 Kilometer an einem Tag mit der KTM 1290 SUPER DUKE GT. Wir fragten Richard Newland von MCN, was ihn dazu bewogen hat, so einen Ausflug zu unternehmen, was er dabei über das Motorrad gelernt hat und ob er nach diesem „längsten Tag“ seine Beine überhaupt noch spüren konnte.

Richard Newland (GBR) & KTM 1290 SUPER DUKE GT

Egal auf welcher Art von Motorrad man unterwegs ist oder wie dick die Sitzbank gepolstert ist – die Vorstellung, 18 Stunden und 29 Minuten auf einem Bike zu verbringen, erfüllt selbst die erfahrensten Fahrer mit Schaudern. Richard Newland, leitender Redakteur bei Motorcycle News (MCN), wollte die KTM 1290 SUPER DUKE GT jedoch genau auf diese extreme Art und Weise kennenlernen.

Lange Trips im Sattel verschiedener Motorräder sind Newland nicht fremd, schätzt er doch, in seinem Leben über 563.000 Kilometer auf zwei Rädern abgespult zu haben. Auch lange Entfernungen in kurzer Zeit zurückzulegen, ist nichts Neues für ihn. So fuhr er bereits vom unteren Ende des Vereinigten Königreichs zu seinem nördlichen Ende – eine Route, die als Land’s End nach John O’Groats bekannt ist – und wieder zurück (2741,5 Kilometer in 30 h und 4 min), bewältigte den „Iron Butt UK Northern loop“ (1760,8 Kilometer in 19 h und 22 min) und fuhr quer durch England, von Ost nach West und zurück (1554,9 Kilometer in 18 h und 29 min).

Im Zuge seiner Arbeit bei MCN findet sich Newland jedes Jahr in der beneidenswerten Lage, sich auszusuchen, welches Bike er über den Großteil des Jahres kennenlernen möchte. Für das Jahr 2016 wählte er die kürzlich erschienene KTM 1290 SUPER DUKE GT.

„Wenn ich mir ein Bike für eine schnelle Runde aussuchen kann, nehme ich immer ein Superbike“, erzählt Newland dem KTM BLOG. „Allerdings steigt in mir der Wunsch nach einem vielseitigen Bike – eines, mit dem ich über 3000 Kilometer an einem Wochenende hinter mich bringen kann, ohne einen Rucksack mitnehmen oder nachher vom Bike gehoben werden zu müssen. Die KTM 1290 SUPER DUKE GT schien zwei Welten zu verbinden: Die Performance eines Sportmotorrads mit der Langstreckentauglichkeit eines Tourers – gewürzt mit einer gehörigen Brise KTM-Charakter. Sie versprach viel – und hielt alles.“

KTM 1290 SUPER DUKE GT

Seit er 2010 die legendäre Route Land‘s End nach John O‘Groats und zurück auf einmal bewältigt hatte, schwärmte Richard davon, sich die entsprechende Ost-West-Ost-Route durch das Vereinigte Königreich vorzunehmen. Diese ist zwar viel kürzer, aber auch deutlich verwinkelter.

„Als Motivation für diesen Trip diente der längste Tag des Jahres und die Vorstellung, von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang dem Licht der Sonne nachzujagen“, so Newland.Unendlich viele Kilometer in einer kurzen Zeit zurückzulegen, hat etwas ungemein Reinigendes. Dein Geist begibt sich dann an einen besseren Ort – und du fühlst dich enger mit deinem Bike verbunden als jemals zuvor.”

Und so rollte Richard am 20. Juni 2016 – dem längsten Tag des Jahres (gemessen am Tageslicht) – um 2:08 Uhr morgens auf seiner GT aus seiner Einfahrt und begann seine Reise ostwärts. Er sollte 18 Stunden und 29 Minuten unterwegs sein und in dieser Zeit 1554,9 Kilometer zurücklegen. Von seinem Wohnort aus ging‘s zum östlichsten Punkt Englands, dann zum westlichsten und wieder zurück nach Hause. Was also hat er während dieser Reise über die KTM 1290 SUPER DUKE GT – und vielleicht auch sich selbst – gelernt?

KTM 1290 SUPER DUKE GT

MODUS OPERANDI
Sowohl bei der Leistungsabgabe als auch bei der Federungsabstimmung fuhr Newland den gesamten Trip im „Sport“-Modus und sah sich nie gezwungen, auf einen anderen umzuschalten.

„Fahrer mit geringerem Körpergewicht fanden die GT mitunter etwas zu straff“, erklärt uns Richard. „Für einen wie mich, mit etwas mehr Speck auf den Rippen, fühlt sich der Sport-Modus der Federung wie maßgeschneidert an.“

RAIN MAN
Auf einer derartigen Reise kann das Wetter einen großen Einfluss auf den Komfort haben – es kann dir die Motivation rauben und dich sogar zum Umkehren bewegen. Egal, wie gut du dich auf eine Reise vorbereitest, du kannst nie sagen, wie das Wetter werden wird (außer du wohnst in England).

„Die ersten 980 Kilometer hat es geregnet“, sagt Richard, ohne auch nur annähernd enttäuscht zu klingen. „Es schüttete fast ohne Unterlass und manchmal so brutal, dass ich es nicht meiner Sicht, sondern nur meinem Glück zu verdanken habe, dass nichts passiert ist. Eigentlich hätte ich mich erbärmlich fühlen müssen. Die GT aber sorgte dafür, dass ich die ganze Zeit glücklich war – obwohl ich es natürlich vorgezogen hätte, nicht klatschnass zu sein.“

SITZKOMFORT
Was Richard am meisten überraschte, war, wie komfortabel die KTM über eine so große Distanz war.

„Der Bordcomputer der GT zeigte an, dass sich die Räder während der 18,5 Stunden, die wir zusammen verbrachten, 15 Stunden und 12 Minuten lang gedreht hatten“, berichtet Newland. „Jeder Tankstopp dauerte ca. 10 Minuten, eine Stunde verbrachte ich – auf den Sonnenaufgang wartend – in Ness Point und eine halbe Stunde ging in Land‘s End drauf. Mein einziger weiterer Halt war in Watergate Bay an der Nordküste Cornwalls. Dort hielt ich für fünfzehn Minuten an, um meine wasserdichte Kleidung abzulegen und mir die Brandung anzusehen.“

„Die Sitzposition fühlte sich für mich natürlich an und der Windstrom, der ohne Turbulenzen über die untere Verkleidungsscheibe strömt, entlastet deine Handgelenke. Wenn du dem entfliehen willst, kannst du dich hinter die Scheibe kauern – und selbst bei meiner Körpermasse kannst du auf dem Tank etwas Ruhe und Stille genießen.“

„Die Sitzbank sieht so aus, als würde sie auf langen Fahrten unbequem werden, bewies mir aber das Gegenteil“, fährt Richard fort. „Mein Hinterteil tat mir zum ersten Mal nach 1534 Kilometern weh, als ich mich nach einem Tankstopp wieder aufschwang und realisierte, dass ich eigentlich nicht mehr sitzen mochte. Das ist bemerkenswert und nachdem ich ähnlich dämliche Langstrecken-Abenteuer auf der Z1000SX, der R1200GS und der Tiger Explorer durchgemacht habe, kann ich berichten, dass nur die GS einen ähnlichen Komfort bietet – die GT schlägt sie aber alle. Als ich am Ende meines 1554,9-Kilometer-Trips nach Hause zurückkehrte, fühlte ich nicht mehr Müdigkeit als normalerweise nach 100 Kilometern. Ich hätte ohne Probleme weiterfahren können, aber ich hatte meiner Frau versprochen, sie zum Abendessen auszuführen …“

Richard Newland (GBR) & KTM 1290 SUPER DUKE GT

WEITERE ERKENNTNISSE?
Newland berichtet, dass die Reifen vom Typ Pirelli Angel GT auf einer Reihe von Straßenbelägen und bei verschiedenen Geschwindigkeiten in sintflutartigen Regenfällen und bei stehendem Wasser genauso perfekt funktionierten wie auf heißen und trockenen Straßen.

„Mit etwa 386 Kilometern ist die Reichweite des Kraftstofftanks hervorragend“, gibt Richard überrascht zu Protokoll. „Fahrer mit geringerem Körpergewicht und weniger Windwiderstand werden sicher noch bessere Werte erzielen können.“

BEVORZUGTES KTM POWERPART
„Die Packtaschen erwiesen sich als unbezahlbar und blieben die ganze Zeit am Bike“, so Newland zu den offiziellen, farblich abgestimmten Packtaschen aus dem KTM PowerParts-Katalog. „Obwohl es am längsten Tag wie aus Kübeln goss, ließen die Packtaschen – die an ihrem vorderen Rand etwas offen aussehen – niemals auch nur einen Tropfen Regen hinein.“

MEHR KILOMETER, MEHR LÄCHELN
Während der Zeit, in der er die GT hüten durfte, fand Richard noch Zeit, hunderte Kilometer mehr abzuspulen. Außer dem Trip am längsten Tag (1554,9 Kilometer), unternahm er eine 72-Stunden-Reise zum MotoGP-Rennen in Österreich, was dem Kilometerzähler noch einmal 3417,5 Kilometer (1883,7 Kilometer hin, 1533,8 Kilometer zurück) hinzufügte.

ZUSAMMENFASSUNG
Was hat Richard an der KTM 1290 SUPER DUKE GT am besten gefallen?

„Ihre schiere, zum Grinsen verleitende und unkonventionelle Vielseitigkeit. Die perfekte Mischung aus Komfort und Performance. Verdient sie den Namen GT? Auf jeden Fall! Eine sportliche GT – meine Vorstellung vom Himmel – aber ganz eindeutig eine GT.“

DER LÄNGSTE TAG IN ZAHLEN
1554,9 Kilometer
Durchschnittsgeschwindigkeit: 101 km/h
Kraftstoffverbrauch: 5,3 l/100 km
82 Liter Kraftstoff
Reisezeit: 18 Stunden und 29 Minuten
Reine Fahrzeit: 15 Stunden und 12 Minuten
4 Flaschen Orangensaft#
2 Frühstücksriegel
Eine halbe Ginsters-Pastete

Den gesamten Bericht vom längsten Tag gibt es hier: Teil 1 & Teil 2

KTM 1290 SUPER DUKE GT

Fotos: Richard Newland (Motorcycle News)