Collecting Moments #3: Der Iron Giant hat mich gefesselt!

Weltweit kennt ihn jeder Endurist: den Iron Giant, den eisernen Giganten in Österreich! Auch 2017 war er wieder Schauplatz für das härteste Ein-Tages-Hard-Enduro-Rennen der Welt.

Amateure und Pros kämpften Seite an Seite, alle dasselbe Ziel vor Augen: die Zielflagge sehen! 1600 Starter stellten sich Freitag und Samstag auf, drehten kräftig am Gas und versuchten, einen der 500 begehrten Qualifikationsplätze für das Red Bull Hare Scramble zu ergattern.

Natürlich habe auch ich mich dazu entschlossen, beim Prolog des Erzbergrodeos an den Start zu gehen. So ein Event in Österreich, ein absolutes MUSS!

Anna-Larissa Redinger KTM 300 EXC Erzberg (AUT) 2017 © Klaus Listl

Für mich startete das ganze Wochenende mit der Registrierung und der technischen Abnahme. Meine Startnummer: 112! Für den Prolog sicher eine gute Ausgangsposition, um in der Ladies-Cup-Wertung vorne dabei zu sein. Aus meiner ersten Teilnahme beim Erzbergrodeo 2016 habe ich schon eine ganz wichtige Lektion gelernt: Die Prolog-Strecke besichtigt man am besten mit dem Mountainbike! Man hat genügend Zeit, um sich die einzelnen Passagen anzusehen und fährt nicht in einer Staubwolke mit anderen Fahrern.

Ich hatte das Glück und die Ehre mit einem Profi und gleichzeitig einem meiner absoluten Lieblingsendurofahrer die Prolog-Strecke zu besichtigen: Philipp Scholz war 2016 und auch 2017 der einzige Fahrer, der den Erzberg mit einer KTM 350 EXC-F, einem 4-Takter, besiegte. Dafür hat er meinen allergrößten Respekt! Die erste Startreihe beim Red Bull Hare Scramble ist bei ihm schon Standard. Er weiß also ganz genau, wie er sein Bike in Speed- und Technikpassagen passend einsetzt. Von seiner Erfahrung konnte ich wirklich profitieren. Ich habe versucht, mir seine Tipps gut einzuprägen, um sie beim Prolog dann auch umsetzen zu können. DANKE Philipp für deine Zeit und Geduld mit mir! Ich fühlte mich gut vorbereitet!

Anna-Larissa Redinger & Philipp Scholz Erzberg (AUT) 2017 © Philip Platzer

Der Start für den ersten Durchgang am Freitag war um 8 Uhr. Einzeln wurden die Fahrer auf die Startrampe gebeten und starteten, sobald die Ampel grün aufleuchtete. Ich muss zugeben, dass die letzten Momente vor dem Start extrem spannend sind. Ich konnte mein Herz schlagen hören, das Gefühl ein Mix aus Vorfreude und Nervosität. Ich wusste, nun heißt es für die nächsten 10 Minuten Vollgas geben! Alles aus meiner 300er-Rakete rauszuholen. Im Vergleich zum Vorjahr war der Prolog wirklich sehr schnell. Wenige Schikanen und nur zwei Steilhänge, wobei es der erste schon in sich hatte und den einen oder anderen Fahrern zum Umdrehen zwang. Der Start war ok; nach den ersten Kurven bekam ich ein Gefühl für den Schotterboden und gab mein Bestes. Ich wusste, 100% oder mehr zu geben, kann bei so einer schnellen Strecke mit vielen Steinen richtig fatal enden, daher versuchte ich mit 80% und ein bisschen Köpfchen einen guten Mittelweg zu finden. „Den Zeitverlust durch einen Sturz kann ich nie wieder aufholen! Fahr g’scheit Larissa!“, dachte ich mir. In jeder Kurve versuchte ich an Philipps Worte zu denken und bei fast jeder gelang mir das auch. Auf den langen geraden Stücken wanderte der Schalthebel nach oben, flott und ohne Kupplung. So schnell bin ich mit der 300er sicher noch nie zuvor gefahren, ein Wahnsinn, was in dem Bike steckt! Ich höre das Heulen des Motors heute noch in meinen Ohren. Im Ziel war ich wirklich zufrieden mit mir.

Erstmals waren bei der Mitas-One-on-One-Fahrerpräsentation auch Damen dabei! Gemeinsam mit Christine Wiesner und Sandra Gomez durfte ich auf dem EnduroCross-Parcours in der Interwetten-Sportarena eine Runde drehen und wurden anschließend zum Interview gebeten. Es war mir eine Ehre gemeinsam mit Christine dort zu stehen. Sie war bereits 10-mal beim Erzbergrodeo dabei und zählte aus österreichischer Sicht zu den Favoriten auf den Sieg in der Ladies-Cup-Wertung des Prologs. Dass auch ich zu diesem Favoritenkreis gehörte, war unglaublich für mich! Ob ich dieser Favoritenrolle am Ende gerecht geworden bin, wurde am Samstagabend bei der Siegerehrung bekannt gegeben.

Erzbergrodeo-Prolog-Podium 2017 © GEPA

Der zweite Prolog-Tag war ok, allerdings nicht herausragend und definitiv nicht schneller als am Vortag. Schon nach dem ersten Steilhang bekam ich einen kleinen „Bremser“; ich war schnell, vielleicht zu schnell und übersah einen Stein auf der Strecke. Der Lenker pendelte und ich sah mich schon richtig unsanft von meinem Bike absteigen. Ich hatte Glück und konnte die Situation retten, fuhr aber dementsprechend langsamer weiter. Das Rennfieber wird mich wahrscheinlich nicht so bald loslassen, meine Gesundheit steht aber dennoch an oberster Stelle und unnötige Risiken versuche ich zu vermeiden. Ich habe für 2017 ja noch ein anderes, weit größeres Projekt geplant – davon könnt ihr dann im nächsten Blogeintrag lesen!

Wie ist die Prolog-Wertung nun für mich ausgegangen? Ich kann es gar nicht glauben, aber ich durfte bei meiner zweiten Teilnahme am Erzbergrodeo bereits meinen ersten Stein mit nach Hause nehmen! Platz 3 in der Ladies-Cup-Wertung, hinter Christine Wiesner und Sandra Gomez. Es fühlt sich noch immer etwas unwirklich an, dass ich es bei so einer schnellen Strecke aufs Podium geschafft habe. Speed ist nicht gerade meine Stärke, dass ich dennoch einmal eine Trophäe bei so einem Bewerb mit nach Hause nehmen darf, ist etwas ganz besonderes für mich!

Anna-Larissa Redinger KTM 300 EXC Erzberg (AUT) 2017 © Klaus Listl

Am Sonntag beim Red Bull Hare Scramble tauschte ich Bike gegen Kamera, um für mein absolutes Lieblingsevent, wenn es ums Fotografieren geht, gerüstet zu sein. Auf die Frage, warum ich nicht beim Red Bull Hare Scramble teilgenommen habe, kann ich folgendes sagen: Es steht auf jeden Fall auf meiner Bucket List, allerdings noch nicht 2017.

Zum Sieger bleibt nur eins zu sagen: Alfredo! Ich gönne es dir von ganzem Herzen! Du hast es dir mehr als verdient!

Erfahre mehr über Larissa auf dem KTM BLOG unter Collecting Moments #1: Motorrad-Leidenschaft, Collecting Moments #2: Die Suche nach dem perfekten Bike oder auf ihrer Webseite!

Fotos: Klaus Listl | Philip Platzer | GEPA